Lootboxen - Abzocke oder coole Erweiterung für Games?

Diesen Beitrag hat Colin von Elca Gaming für den Blog verfasst. Als Gamer und YouTuber kennt er sich gut mit Spielmechaniken und Strategien der Entwickler aus und teilt hier ein paar seiner Einsichten. 

Meistens bekommst du schon nach einigen Runden beim Spielen selbst Lootboxen ins Inventar gesteckt. Sie lächeln dich mit ihren zufälligen Inhalten an und wollen geöffnet werden. Diese Boxen enthalten Gegenstände verschiedener Rarität. Mit zunehmender Rarität wird die Wahrscheinlichkeit, dass du ein solches Item bekommst, natürlich auch geringer. Die ersten Boxen öffne ich gerne, sie sind ja schließlich kostenlos! Aber du musst beachten, dass es pures Glück ist, was du bekommst – und für dieses Glück musst du später in vielen Spielen echtes Geld ausgeben. Das gewünschte Item war also nicht in der ersten Box? Vielleicht ist es ja in der nächsten! *kauft weitere Lootboxen*

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Was sind überhaupt Lootboxen? 

Lootboxen sind optionale, oftmals kaufbare In-Game-„Wundertüten“, deren Inhalte zufällig ausgewürfelt werden. Diese Inhalte können visuell sein oder auch euren Charakter oder dessen Fähigkeiten verbessern.
In manchen Spielen muss man Schlüssel mit Echtgeld kaufen, um die Boxen öffnen zu können. Oftmals kann man auch am Anfang des Spiels ein oder zwei Boxen öffnen, um auf den Geschmack zu kommen. Besonders Mobile-Games sind davon geplagt.

Warum stehen Lootboxen in der Kritik?

Die Zufallsboxen stehen meiner Meinung nach gerechtfertigt in der Kritik, da sie Glücksspiel sehr ähnlich sind und häufig schon junge Nutzer*innen an diese Glücksspiel-Mechanismen heranführen. In Games werden häufig die Wahrscheinlichkeiten für die verschiedenen Raritätsstufen offenbart oder Items verkauft, die die Inhalte der Boxen zeigen. So hast du eine klare Vorstellung, wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, um zum Beispiel das neue Aussehen für das Lieblingsschwert zu bekommen. Ich weiß, 5% für dein super seltenes Wunschitem klingt vielleicht gar nicht so wenig, aber wenn du Pech hast, musst du viele Boxen öffnen. Wenn du noch mehr Pech hast, bekommst du ein anderes seltenes Item aus dem Pool der 50 Items dieser Raritätsstufe. Vielleicht bekommst du Sachen sogar doppelt oder dir wird stattdessen nur In-Game-Währung gegeben. So wird aus einer 5%-Chance ganz schnell mal weniger als 1% für deinen Wunschgegenstand.

Viele Spiele lassen dich Lootboxen auch kostenlos öffnen. Zudem bieten sie optionale kaufbare Varianten an und erzeugen so einen Mehrwert durch In-Game-Währung.  Diese kannst du dann wiederum einsetzen, um dir bessere Items zu kaufen. Somit gibt es auch bei Lootboxen selbst verschiedene Raritätsstufen, die eine höhere Wahrscheinlichkeit für bessere Items versprechen. Wenn du dich also nicht beherrschen kannst, kann dies zu einem teuren Glücksrad werden.

Lootboxen kaufen - ja oder nein?

Ich persönlich gebe zu, dass ich auch schon Lootboxen gekauft habe – allerdings nur in Spielen, die das sogenannte „Free-To-Play“-Model verfolgen. Man kann sich also das Spiel kostenlos runterladen und ohne weitere Kosten spielen. Aber irgendwie müssen die Entwickler ja auch Geld verdienen, also setzen die meisten auf Mikrotransaktionen wie eben Lootboxen. Ich rate dir aber davon ab, diese Boxen oder Mikrotransaktionen in Vollpreistiteln zu kaufen, da dies eine regelrechte „Seuche“ in der Gaming-Community darstellt und auch schon großen Publishern sehr viel Geld und Fans gekostet hat. Eine negative Fanreaktion kann eine Weiterführung von euren beliebten Spieleserien stoppen. Ich finde es aber gerechtfertigt, Free-To-Play-Entwickler für die harte Arbeit zu entlohnen.

Wann sollte man bei Lootboxen besonders aufpassen?

Du musst dennoch aufpassen, dass du nicht einem Rausch verfällst und zu viel für ein Spiel kaufst, was du in drei Monaten vielleicht gar nicht mehr spielst. Die meisten Spiele erlauben es nämlich nicht, Items aus den Lootboxen weiterzuverkaufen oder mit anderen Spielern zu handeln. Es gibt einige Ausnahmen, aber im Regelfall gibt es keinen Community-Marktplatz. Somit bleiben deine gekauften Items auf dem eigenen Account und haben damit keinen Wert mehr außer für dich selbst. Ich würde dir auch empfehlen, die Finger von Marktplätzen zu lassen, die nicht offiziell vom Entwickler oder Steam bereitgestellt werden, da diese im Regelfall illegal sind.

Warum würde man Lootboxen dann überhaupt kaufen?

Die meisten werden sicherlich sagen, dass sie individueller in Spielen auftreten wollen, um sich von der Masse (die keine Lootboxen kauft) abzuheben. Ob es nun eine diamantbesetzte Waffe ist, Flügel für das eigene Pferd oder einfach nur ein cooler neuer Tanz, den man anderen im Spiel zeigen kann. Es gibt auch Spieler wie mich, die einen Kauf mit der Unterstützung der Entwickler rechtfertigen. Ich habe allerdings noch nie mehr für ein Free-To-Play Spiel ausgegeben, als ich für einen normalen Vollpreistitel bezahlt hätte und das auch nur, wenn ich wirklich viele Stunden in das Spiel reingesteckt habe.

Viele Spieler wollen auch ein bestimmtes Item haben und kaufen dafür sehr viele Boxen, was sehr schnell sehr teuer werden kann. In den meisten Games kaufst du jedoch nicht die Lootboxen selbst, sondern eine Währung, die nur im Spiel selbst existiert, womit du dir dann die Boxen kaufen kannst. Diese Währung wird klug verteilt, somit kann man zum Beispiel 400 Coins, 1200 Coins oder 2000 Coins kaufen, um dieses Geld dann für Lootboxen im Spiel auszugeben. Die Boxen selbst kosten dann zum Beispiel 500 oder 1500 Coins. Damit hast du also immer etwas In-Game-Währung übrig, wenn du eine Box kaufst und der nächste Kauf erscheint dann nicht ganz so teuer. Das kann einen Teufelskreis einleiten.

Fazit

An sich sind Lootboxen eine tolle Sache für Entwickler: So können sie ein Spiel kostenlos für die breite Masse zur Verfügung stellen und dennoch potenziell sehr viel Geld verdienen – wie Fortnite es beweisen konnte. Du als Spieler solltest dennoch auf der Hut sein und dich bremsen, wenn du nicht sofort das gewünschte Item bekommst. Der Reiz, weitere Boxen zu kaufen um doch noch das tolle Diamantschwert zu bekommen, kann sehr verlockend sein. Doch solche Glücksspiel-Mechanismen ziehen dich unauffällig in ihren Bann und können schnell zum Problem werden.

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