Warum wir so viel Zeit am Handy verbringen

Eigentlich wolltest du nur kurz auf dein Handy schauen… und schon haben dich Apps, Nachrichten & Co. für längere Zeit in ihren Bann gezogen. Geht dir das auch manchmal so und kannst du danach nicht einmal mehr sagen, was du eigentlich die ganze Zeit gemacht hast? Oftmals verbringen wir mehr Zeit mit dem Handy, als eigentlich nötig. 

Warum viele Apps und Online-Angebote genau das beabsichtigen und welche Tricks dafür genutzt werden, liest du in diesem Artikel.

Zu viel Zeit am Handy?

Durch verschiedene Tricks und Methoden versuchen uns Apps und Online-Angebote länger am Handy zu halten. Das sind die größten Zeitfresser:

Unendlich langes Scrollen

Eine sehr effektive Methode ist der sogenannte "Infinite Scroll". Den kannst du z. B. bei Facebook, Instagram und vielen anderen Social-Media-Apps finden. Nahezu ewig kannst du dort immer weiter scrollen: Die Inhalte scheinen niemals zu enden. Und demzufolge kann man damit auch nur schwer aufhören, denn es könnte ja immer wieder etwas Spannendes auftauchen.

 

Pull-to-Refresh

Zusätzlich zu den nicht enden wollenden Inhalten kommt bei einigen Apps der "Pull-to-Refresh"-Mechanismus dazu. Sobald du mit dem Finger die Auflistung nach unten ziehst, wird sie aktualisiert. So kannst du dir ständig noch neuere oder andere Inhalte anschauen, die dir das Aufhören ebenfalls schwer machen.

Likes und Interaktionen

Bei vielen Apps kannst du Likes, Kommentare oder andere Interaktionen erhalten. Je mehr Reaktionen wir bekommen, desto besser fühlen wir uns und können die nächste Benachrichtigung kaum erwarten. Vielleicht kennst du es von dir selbst: Du hast ein neues Foto gepostet und wartest sehnsüchtig auf die ersten Likes.

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Bekommen wir Likes und andere positive Reaktionen, setzt unser Gehirn den Stoff Dopamin frei. Dadurch entsteht das gute Gefühl der Belohnung und sorgt dafür, dass wir mehr Zeit mit diesen Apps verbringen wollen.

Push-Nachrichten

Meldungen, so genannte Push-Nachrichten, die auf deinem Handy-Display aufploppen, erwecken Aufmerksamkeit und wollen dich in die Apps „locken“. Diese Nachrichten informieren dich kurz und knapp über die Themen aus den von dir installierten Apps und erscheinen sogar bei eingestellter Tastensperre. So wirst du z. B. erinnert, dass du eine App länger nicht benutzt hast. Aber auch neue Likes und Kommentare können sich durch Push-Nachrichten ankündigen. Durch solche Benachrichtigungen wirst du immer wieder dazu animiert, aufs Smartphone zu schauen und hast nur selten deine Ruhe.

 

Belohnungen

Belohnungen können in Apps sehr vielfältig ausfallen. Genau genommen kann man auch die oben erwähnten Likes darunter zählen, da sie ebenso unser körpereigenes Belohnungssystem ansprechen. Belohnungen kannst du aber auch für andere Dinge und Tätigkeiten bekommen, wie z. B. erfüllte Aufgaben oder abgeschlossene Lektionen/Level. Kritisch wird es dann, wenn du für diese Belohnungen sehr viel Zeit aufwenden musst und ein gewisser Druck entsteht. In vielen Spiele-Apps gibt es Belohnungen dafür, wenn du sie jeden Tag öffnest und eine bestimmte Aufgabe erledigst.

 

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Die meisten genannten App-Methoden zielen auf einen Effekt ab, der sich FOMO (Fear Of Missing Out) nennt. Dabei wird dann die Angst, etwas zu verpassen angesprochen, um dich so länger und öfter an die App zu binden.

Multiplayer-Apps

Wie in Videospielen kannst du auch in Gaming-Apps mit deinen Freund:innen zusammen spielen oder dich mit anderen Teams messen. Diese Challenges machen natürlich Spaß und du wirst stets aufs Neue herausgefordert. Gleichzeitig kannst du dadurch aber auch sehr viel Zeit am Handy verbringen und es entsteht ein gewisser Gruppenzwang. Ähnliches gilt für Mechanismen, bei denen du innerhalb eines Spiels mit anderen Nutzern interagieren musst. So kannst du z. B. bei Pokémon GO virtuelle Geschenke verteilen, von denen beide Seiten profitieren. Dies musst du allerdings auch regelmäßig wiederholen oder darauf reagieren, damit der Vorteil weiterhin besteht.

 

Virtuelle Währung

Du bekommst sie in Gaming-Apps für Spielefortschritte und gewonnene Spiele. Die Rede ist von virtueller Währung. Sie allein kann dafür sorgen, dass man mehr Zeit in der App verbringt, als man eigentlich geplant hatte. Die virtuelle Währung kann man aber auch für Echtgeld kaufen. Das ist nicht nur äußerst riskant, sondern erzeugt auch einen nicht endenden Kreislauf aus erhöhter Spielzeit und immer mehr ausgegebenem Geld. Mehr zum Thema virtuelle Währung kannst du auch in unserem Themenbereich über Videospiele lesen.

 

 

Wie du weniger Zeit am Handy verbringen kannst

Durch viel Zeit am Smartphone passiert es schnell, dass man das reale Leben ein Stück weit verpasst oder vielleicht sogar vernachlässigt. Mit dem richtigen Wissen über die Mechanismen, erkennst du jedoch schnell, wie sie dich manipulieren können. Mit diesen Informationen gewappnet, kannst du den Methoden aktiv entgegenwirken. So kannst du z. B. Push-Nachrichten bei allen Apps deaktivieren – du wirst sie nicht vermissen. 

Bei Android und iOS gibt es außerdem schon länger eine Funktion mit der Bezeichnung "Digitales Wohlbefinden" oder "Bildschirmzeit". Darunter kannst du sehen, wieviel Zeit du am Handybildschirm allgemein oder mit einzelnen Apps verbringst. Dort kannst du auch ein Limit einstellen und bekommst eine Warnung, wenn du diese Zeit überschreitest.

Denkst du, dass du zu viel Zeit am Handy verbringst? Wenn du mehr Infos oder Hilfe bei der Selbsteinschätzung brauchst, schau doch mal in unseren Artikel "Wenn die Handynutzung zum Problem wird".

Hast du dein Verhalten am Handy nicht mehr so ganz unter Kontrolle, dann findest du Unterstützung bei unseren Hilfeangeboten.

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