"Binge Watching" – Fesselnder Serienmarathon garantiert?

"Nur noch eine Folge" – das hast du dir sicherlich auch schon einmal vorgenommen. Doch selbst wenn du einen Film oder eine Serie zu Ende geschaut hast, schlagen dir die Streaming-Dienste bereits weitere neue Titel vor. Die Neugier ist geweckt, die Spannung hat dich gepackt – und schon wird es schwer, einfach abzuschalten.

Welche Strategien und Mechanismen Streamingdienste und Videoportale einsetzen, um dich für eine längere Zeit zu fesseln, verraten wir dir in diesem Artikel. Außerdem erhältst du Tipps, wie du Binge Watching vermeiden kannst und bewusster ein- und wieder abschaltest.

Was bedeutet Binge Watching?

Binge Watching beschreibt den klassischen Serienmarathon, bei dem du viele Episoden einer Serie am Stück schaust. Doch auch auf Filme oder sogar YouTube-Videos passt diese Beschreibung, wenn die Formate eine lange Zeit auf dich einrieseln.

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Das englische Wort "to binge" kann man als "verschlingen" übersetzen. In Kombination mit "watching" ergibt sich dann die Bedeutung "exzessives Schauen".

Welche Auswirkungen hat Binge Watching?

Einfach nur hinsetzen, auf "Play" drücken und zusehen. Video-Streaming ist ein beliebter Zeitvertreib, der scheinbar nur wenig anstrengt. Die nächste Folge startet automatisch, das nächste YouTube-Video steht bereits in der Warteschlange – schnell vergehen ein paar Stunden, ohne dass du es merkst.

So harmlos sich das auch anhört, kann die ununterbrochene Mediennutzung dennoch spürbare Auswirkungen haben:

  • Wenn du häufig bis spät abends oder sogar nachts Filme, Serien oder YouTube-Videos schaust, fehlt dir Schlaf. Dann bist du weniger ausgeruht und fühlst dich eher schlapp.
  • Fühlst du dich traurig oder antriebslos, stellt das Binge Watching eine kurzfristige Ablenkung dar. Allerdings beschäftigst du dich so nicht mit den eigentlichen Gründen für deine schlechte Stimmung und kannst sie so auch nicht lösen.
  • Ein Serienmarathon ist ein wahrer Zeitfresser. Verbringst du viele Stunden am Stück vor dem Bildschirm, geraten deine Freund:innen, Hobbys oder auch Hausaufgaben schnell in Vergessenheit.

 

Diese problematischen Auswirkungen bemerkst du vielleicht nicht sofort: Aus dem Zeitvertreib hier und da kann eine Angewohnheit werden, die du nicht so leicht wieder ablegen kannst. Sicherlich hast du beim Schauen deiner Lieblingsserien Spaß, aber es ist wichtig, dass du trotzdem dein allgemeines Wohlbefinden im Auge behältst.

Welche Mechanismen fördern Binge Watching?

Nicht jeder Streaming-Dienst ist gleich beliebt. Das Balkendiagramm zeigt deutlich, dass Netflix und YouTube am häufigsten von Jugendlichen genutzt werden. Alternative Anbieter wie Amazon Prime Video oder die Mediatheken von TV-Sendern werden viel seltener aufgerufen. Insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene verdrängen Streamingdienste immer mehr das klassische Fernsehen. Zudem setzen Streaming-Anbieter und Video-Portale gezielte Strategien ein, die das Binge Watching besonders verlockend machen.

  • Viele Serien werden nicht Folge für Folge, sondern als abgeschlossene Staffel veröffentlicht. So kannst du viele Episoden nacheinander schauen und musst beispielsweise nicht erst eine Woche warten.
  • Die Plattformen werten deine Nutzungsdaten und Wiedergabeverläufe aus, um dir jederzeit neue Empfehlungen für Serien, Filme und Videos zu liefern. Selbst wenn du also eigentlich mit dem Schauen aufhören wolltest, zielen die Anbieter direkt auf deine Neugier ab.
  • Autoplay-Funktionen, die automatisch die nächste Episode oder ein neues Video abspielen, erschweren das Aufhören. So wirst du dazu verleitet, weiterzuschauen.
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Streaming-Dienste und Video-Portale wollen ihre Zuschauer:innen binden und ihnen immer neue, spannende Inhalte präsentieren. Dadurch machen sie dir das Aufhören allerdings nicht leicht. Durchschaust du die verschiedenen Mechanismen, kannst du ihnen allerdings auch leichter widerstehen.

Möchtest du einfach mal abschalten? – Tipps gegen das ständige Binge Watching

Immer möglichst schnell und möglichst viel zu schauen, kann anstrengend sein und dir auf Dauer sogar den Spaß verderben. Wenn der Serienmarathon für dich bereits zu einer Angewohnheit geworden ist, die du nur schwer ablegen kannst, haben wir hier einige Tipps für dich:

  • Autoplay-Funktionen abschalten: In den Kontoeinstellungen kannst du die automatische Wiedergabe abstellen (bei Netflix geht das beispielsweise nur, wenn du dich im Browser einloggst).
  • Streaming-Apps auf dem Handy oder Tablet deinstallieren: So wirst du nicht dazu verleitet, es dir jederzeit mit einer Serie oder einem Film bequem zu machen.
  • Eigenes Zeitlimit für TV und Streaming festlegen: Es kann helfen, dir zur Erinnerung einen Wecker zu stellen oder ein Zeitlimit für die Streaming-App einzurichten.
  • Nicht direkt vor dem Schlafengehen streamen. Helles Bildschirmlicht hält dich länger wach und kann deinen gesunden Schlaf stören.
  • Lieblingsserien auf einen längeren Zeitraum einteilen: So kannst du die Serien wirklich genießen und die Spannung bleibt länger erhalten. Vielleicht fällt dir beim aufmerksamen Schauen auch viel mehr auf als vorher?
  • Keine Videos, Serien oder Filme anschauen, die dir nicht wirklich gefallen: Du musst nicht durchhalten, nur weil du sie einmal begonnen hast.
  • Hausaufgaben sind wichtig und natürlich ein Muss. Deswegen solltest du sie zuerst erledigen. Das Wichtigste hast du dann geschafft und du kannst entspannt noch eine Folge deiner Lieblingsserie schauen.
  • Andere Hobbys suchen: Insbesondere sportliche Aktivitäten an der frischen Luft wie Radfahren, Joggen oder Wandern bieten einen gesunden Ausgleich zum vielen Sitzen und schenken dir neue Kraft.

 

Filme und Serien zu streamen oder Videos auf YouTube anzuschauen, gehört für viele Jugendliche zum Alltag. Auch deine Eltern und deine Großeltern verfolgen sicherlich ihre Lieblingsprogramme im Fernsehen oder über das Internet. Allerdings ist es wichtig, nicht die Kontrolle über die eigene Nutzungszeit zu verlieren. So geht dir der Spaß an Serien und Filmen nicht verloren, aber auch der Alltag und deine Gesundheit bleiben nicht auf der Strecke.

Fällt es dir schwer, dein Verhalten einzuschätzen oder deine Angewohnheiten aus eigener Kraft zu ändern: Nichts, für das du dich schämen musst. Oft hilft schon das Gespräch mit einer Person deines Vertrauens, beispielsweise deine Eltern, ältere Geschwister oder Freund:innen. Falls du dich lieber an eine professionelle Beraterin oder einen professionellen Berater wenden möchtest, findest du in unserer Kategorie Hilfe und Beratung Unterstützung.

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