Sexting und Nudes versenden: Kein Problem, oder?

"Sexting", also das Versenden von eigenen sexy Bildern oder Nacktaufnahmen ("Nudes"), ist für viele Jugendliche kein neues Thema. Ob und mit wem man intime Bilder und Nachrichten austauscht, ist grundsätzlich eine sehr persönliche Entscheidung. Doch dabei gibt es einiges zu beachten. Was unbedachte Folgen sein können und auch, was überhaupt erlaubt ist und was nicht, erfährst du hier.

Intime und sexy Aufnahmen an den Schwarm schicken? Vielleicht hast du schon mal darüber nachgedacht oder mit deinen Freund:innen darüber gesprochen. Handelt es sich dabei um sehr freizügige oder sogar um Nacktaufnahmen, spricht man von Sexting.

Immerhin 21 % der Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren haben schon mal ein sexuelles Foto oder Video von sich selbst verschickt. Gerade wenn ihr in einer Beziehung seid, kann euch das Versenden eines erotischen Bildes einander näherbringen. Auch beim Kennenlernen oder Online-Dating kann Sexting sehr aufregend sein.

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Was sind eigentlich Nudes?
Mit Nudes sind Nacktbilder gemeint. 
Auf Social Media kursiert auch der Spruch "send nudes", also "sende Nacktbilder". Auch wenn es häufig spaßig gemeint ist, gehst du am besten gar nicht darauf ein oder meldest diese Nachricht oder den Kommentar!

Wichtig ist, dass du dir der möglichen Auswirkungen bewusst bist und nur das tust, womit du dich auch wirklich gut fühlst.

Nudes verschicken – nicht immer erlaubt

Unter 14 Jahren ist das Versenden von erotischen Aufnahmen nicht erlaubt, da es sich hier per Gesetz um Kinderpornografie handelt. Ab 14 Jahren dürfen sich Jugendliche gegenseitig intime Aufnahmen schicken – sofern beide damit einverstanden sind

Das Weiterleiten von Fotos und Videos oder das Hochladen auf öffentlichen Plattformen ist für Jugendliche unter 18 Jahren grundsätzlich nicht erlaubt. Genauso kann es passieren, dass du Nacktaufnahmen zugesendet bekommst, ohne vorher eingewilligt zu haben. Dabei handelt es sich um eine Form der sexuellen Belästigung und ebenfalls um eine Straftat, gegen die du etwas tun kannst.

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Du hast ungefragt ein "Dickpic" zugeschickt bekommen? Über Dickstinction wirst du beispielsweise unterstützt, eine Anzeige zu stellen.
Das Projekt gehört zu HateAid: Auch hier findest du viele wichtige Infos und direkte Hilfe.

Sexting mit Köpfchen

Wurde einmal der "Senden-Knopf" gedrückt, kann einiges schief gehen. Die Bilder können digital problemlos weiterverbreitet werden. Das muss nicht zwangsläufig die Schuld der empfangenden Person sein. Vielleicht hat eine dritte Person die Bilder weitergeleitet oder dein Account bei WhatsApp oder Snapchat wurde gehackt und private Aufnahmen wurden öffentlich gemacht. 

Überlege dir deswegen vor dem Versenden genau, ob du Fotos von dir verschicken möchtest. Hier ein paar Tipps: 

  • Ganz wichtig: Lass dich nicht bedrängen. Es ist in Ordnung, wenn du keine erotischen Bilder von dir machen und verschicken möchtest. Wenn du unsicher bist, solltest du auf dein Bauchgefühl hören und lieber "Nein" sagen. 

  • Verschicke Bilder nur an Personen, denen du vollkommen vertraust. Das gilt nicht nur während eurer Beziehung. Überlege, ob das Vertrauen und der gegenseitige Respekt noch da sind, wenn ihr euch streitet oder trennt. Vielleicht verschickst du die Bilder auch gar nicht erst, sondern ihr seht sie euch gemeinsam an und löscht sie anschließend. 

  • Frage dich, wie die Bilder auf jemanden wirken, der sie zufällig sieht. Es kann schnell passieren, dass Eltern auf deinem Smartphone etwas sehen, was eigentlich nicht für sie gedacht war. Es ist also eine gute Idee, schon beim Machen der Bilder darüber nachzudenken, wie sexy es sein soll. 

  • Wirklich "Safe" gibt es nicht. Es ist nicht möglich, Bilder so zu verschicken, dass garantiert niemand anderes als der Empfänger oder die Empfängerin sie sieht. Zwar gibt es Messengerdienste wie Snapchat oder WhatsApp, bei denen die Bilder nach dem Anschauen automatisch gelöscht werden, aber es kann vorher trotzdem ein Screenshot gemacht werden oder das Bild wird gespeichert. 

  • Im Übrigen: Leite Bilder von anderen niemals weiter. So wie du nicht willst, dass die falschen Personen intime Aufnahmen von dir sehen, geht es auch anderen. Du solltest daher persönliche Fotos niemals ohne Einwilligung einfach weiterleiten oder öffentlich machen, denn das ist strafbar.

Was tun, wenn's schief geht?

Bei aller Vorsicht kann es dennoch passieren, dass deine Bilder doch mal in die falschen Hände gelangen. Ganz wichtig: Mache dir keine Vorwürfe – es ist nicht deine Schuld! Neue Dinge auszuprobieren und die eigene Sexualität zu entdecken, ist ganz normal. Dafür musst du dich nicht schämen. Trotzdem kann es total belastend sein, zu wissen, dass fremde Menschen deine intimen Aufnahmen kennen. Wende dich deswegen an eine erwachsene Person, der du vertraust, beispielsweise deine Eltern, Lehrer:innen oder Tanten und Onkel. Gemeinsam könnt ihr darüber sprechen, was ihr tun könnt, um die Bilder löschen zu lassen und um eventuell juristischen Rat einzuholen. 

Fühlst du dich wohler, mit einer fremden Person zu sprechen oder möchtest du anonym bleiben? Auch dann gibt es verschiedene Anlaufstellen:

  • Nummer gegen Kummer e. V.  
    Kinder- und Jugendtelefon: Mo bis Sa von 14–20 Uhr unter der Nummer 116 111
    Samstags: "Jugendliche beraten Jugendliche"
    Online-Beratung per Mail oder Chat: em@il-Beratung: Antwort innerhalb von 48 Stunden

  • JUUUPORT: Beratung durch die JUUUPORT-Scouts
    Einfacher Kontakt über Online-Formular. Antwort in der Regel innerhalb von 48 Stunden.
    Messenger-Beratung im Chat bei WhatsApp, montags bis freitags von 18–20 Uhr

  • bke-jugendberatung.de
    Onlineberatung durch Fachkräfte per Mail, Chat, Forum
    Für Jugendliche von 14–21 Jahren
    Einfacher Kontakt über Online-Formular. Antwort innerhalb von 24 Stunden.

  • www.jugendnotmail.de 
    Online-Beratung durch Fachkräfte
    Für Jugendliche bis 19 Jahre
    Einfacher Kontakt über Online-Formular. Antwort innerhalb von 24 Stunden

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