Kann TikTok süchtig machen?

Warum fesselt uns TikTok so leicht?

Fast nirgendwo sonst scheint die Welt so bunt, abwechslungsreich und aufregend zu sein wie auf TikTok. Von niedlichen Hundevideos, cleveren Bastelideen bis zu ausgefeilten Tanz-Performances und lustigen Comedy-Clips landet scheinbar alles Mögliche auf deiner „Für dich“-Seite. Bei dieser Flut an Inhalten kann es schnell passieren, dass du mehr Zeit als gewollt auf der beliebten Social-Media-Plattform verbringst. Doch wieso zieht uns TikTok so leicht in seinen Bann?

Infinite Scrolling auf TikTok: So entsteht der unendliche Social-Media-Feed

Auch wenn du noch so oft nach unten scrollst, die Clips auf TikTok nehmen kein Ende. Denn wie viele andere Social-Media-Apps nutzt auch TikTok die Funktion "Infinite Scrolling" (= unendliches Scrollen). Neue TikToks werden automatisch geladen und sofort aneinandergereiht – ohne  Pause. Während du durch die App scrollst, überflutet dich nonstop neuer Inhalt.
Durch die Infinite Scrolling-Funktion musst du nicht mal nach neuen Inhalten suchen, sondern bekommst sie direkt zugespielt. Natürlich wirst du dann auch neugierig, welche weiteren Trends dich erwarten und willst keinen Hype verpassen. Nur mal schnell durch TikTok scrollen und dann das Handy wieder aus der Hand legen? Fast unmöglich.

Der TikTok-Algorithmus: Warum kennt dich TikTok so gut?

Wenn du durch den unendlichen Feed scrollst, wirst du merken, dass die meisten Inhalte scheinbar super zu deinen Interessen passen. Wenn du die App gerade frisch installiert hast, ist deine „Für dich“-Seite wahrscheinlich noch sehr allgemein und voller Clips, die ohnehin gerade im Trend liegen. Nach einiger Zeit in der App tauchen aber plötzlich immer mehr Videos auf, die perfekt auf dich zugeschnitten sind. Manchmal bist du vielleicht selbst überrascht, dass TikTok mehr oder weniger deine Gedanken lesen kann. Doch wie schafft die App das?
Die Antwort liegt in einem sehr starken, sehr einflussreichen Algorithmus. Dieser analysiert jede deiner Interaktionen mit der App, um dir maßgeschneiderte Inhalte zu präsentieren.

Icon Information Icon Information

Bei einem Algorithmus handelt es sich hier um einen komplexen Rechenvorgang, der die Daten und Verhaltensweisen von Nutzer:innen auswerten und dabei „mitlernt“. Viele Webseiten und Apps kreieren individuell zugeschnittene Startseiten und Empfehlungsfeeds mithilfe von Algorithmen. Der Algorithmus von TikTok gilt dabei als besonders clever und kann die Verhaltensweisen und Bedürfnisse seiner Nutzer:innen sehr gut abbilden.

So durchschaut TikTok deine Vorlieben

Wie genau der TikTok-Algorithmus funktioniert, war früher streng geheim. Inzwischen haben die meisten Plattformen, und damit auch TikTok, die grundlegende Funktionsweise ihrer Algorithmen offengelegt. Folgendes weiß man über den Algorithmus:

  • Für TikTok zählt nicht nur wie alt du bist und woher du kommst. Vor allem deine Interaktionen mit bestimmten Inhalten (und deren Hashtags) beeinflussen deinen Feed.

  • Damit TikTok weiß, für was du dich interessierst, musst du nicht mal nach bestimmten Hashtags suchen. Indem du beispielsweise ein Video mehrmals ansiehst, kommentierst, etwas überspringst oder abbrichst, bewertet die App deine Vorlieben.

  • Zwar haben die Interaktionen auf der Plattform einen deutlich größeren Einfluss auf die Inalte deiner „Für dich“-Seite. Dennoch wirken sich auch die Einstellungen auf deinem Handy oder in der App auf deinen Feed aus – also, Sprach- und Ländereinstellungen, Art des Mobilgeräts oder ausgewählte Interessenskategorien. 

Welche Auswirkungen kann das haben?

Von allgemein beliebten TikToks, die speziell für die „Für dich“-Seite ausgesucht wurden, wirst du immer mehr zu speziellen Themen und Nischen weitergeleitet. Die App lernt dich mit jeder Minute Nutzungszeit besser kennen und so wird auch dein Feed immer individueller. Einerseits bedeutet das natürlich, dass du viele coole und angesagte Themen auf deinem Feed sehen wirst, die dich zum Lachen bringen, dich inspirieren oder aufheitern. Anderseits hat der personalisierte Algorithmus aber auch seine Nachteile:

  1. Durch die Kombination aus der Infinite Scrolling-Funktion und dem ausgeklügelten Algorithmus erhältst du immer mehr Inhalte, die dich „einfangen“ und fesseln. Du wirst so zu längeren Nutzungszeiten verleitet, als du dir vielleicht eigentlich vorgenommen hast. Vielleicht warst du selbst schon einmal erschrocken, wie schnell die Zeit davongerast ist, während du auf TikTok warst.

  2. Die Personalisierung sorgt auch für weniger inhaltliche Vielfalt. Das heißt, du wirst immer mehr in eine Blase von bestimmten Inhalten gezogen. Andere Interessengebiete und Meinungen können so schnell in den Hintergrund treten und verdrängt werden.

  3. TikTok kann in gewissem Maße auch deine Stimmung erkennen: Bist du gerade niedergeschlagen, bleibst du beim Scrollen vielleicht an Videos hängen, die ebenfalls traurig sind. Die App erkennt diese Interaktionen als Interesse und spielt dir schlimmstenfalls plötzlich viele Inhalte aus, die dich nur weiter traurig machen. Für den Algorithmus zählt nur die Zeit, die du in der App verbringst – nicht, ob du dich dabei wirklich wohlfühlst.

Weniger Zeit auf TikTok verbringen: So kannst du es schaffen

Wenn du durch die App scrollst, wirst du ständig mit neuen Inhalten konfrontiert, die dank des ausgeklügelten Algorithmus meist gut zu dir und deiner Stimmung passen. Dein Gehirn kann sich an die Gefühle, die diese ständig neuen Reize auslösen, sogar gewöhnen. So kommt es dazu, dass du immer mehr Zeit auf TikTok verbringst, um den Wunsch nach spannenden und aufregenden Inhalten zu stillen. Was kannst du also tun, um deine Nutzungszeit zu reduzieren?

Icon Information Icon Information

Verbringst du viel Zeit auf TikTok, Instagram & Co. aber weißt nicht genau, wie du deine Medienzeiten einschätzen sollst? Unser Selbsttest kann dir dabei helfen, deinen Umgang mit Internetangeboten und Videospielen besser zu verstehen.  

  • Achte bewusster auf deine Stimmung und deine Gefühle, wenn du TikTok nutzt: Hast du gerade wirklich noch Spaß oder scrollst du eigentlich nur aus Langeweile? Wenn du dich dabei ertappst, dass du die App eigentlich nur aus Gewohnheit nutzt, ist das ein guter Zeitpunkt für eine Pause.

  • Entferne TikTok von deinem Startbildschirm. Manchmal kann es vorkommen, dass wir bestimmte Apps oder Programme aus Gewohnheit automatisch ansteuern, wenn wir unser Handy in die Hand nehmen. Wenn sich die TikTok-App nicht direkt auf deinem Homescreen befindet, wirst du nicht so leicht in Versuchung geführt, wenn du z. B. nur schnell etwas googlen wolltest.

  • Stell dir einen Wecker, um deine TikTok-Zeiten im Auge zu behalten. Das Piepen kann dich „wachrütteln“ und daran erinnern, dass du noch andere Dinge vorhattest.

  • Nutze Digitial Wellbeing-Einstellungen auf deinem Smartphone oder spezielle Konzentrations-Apps, um Push-Benachrichtigungen auszuschalten, deine Bildschirmzeit zu begrenzen und bewusste Fokus-Zeiten einzurichten. Auch TikTok selbst bietet Wellbeing-Funktionen an, mit denen du deine Bildschirmzeit einschränken kannst. Außerdem beschränkt die App bei allen Konten von Nutzer:innen unter 18 Jahren die tägliche Bildschirmzeit auf maximal 60 Minuten. All das kann dir dabei helfen, der Versuchung zu widerstehen, die App zu checken.

Weitere Artikel für dich

Social Media Challenges – zwischen Spaß und Gefahr

Die neue Mutprobe: #Challenges machen Spaß. Doch wenn es gefährlich wird, solltest du mutig "Nein" sagen. Wir erklären dir, woran du gefährlichen Challenges erkennen kannst und wie du cool auf sie reagierst.
Erfahre mehr

Die besten Messenger-Dienste für Jugendliche

WhatsApp, Telegram oder Threema: Damit dem Chat-Spaß auch weiterhin nichts im Wege steht, haben wir hier Tipps für dich zu den richtigen Datenschutzeinstellungen und was du bei Cybermobbing oder Kettenbriefen tun kannst.
Erfahre mehr

Achtsamkeits-Apps für mehr Auszeiten in deinem Leben

Ein paar Minuten Meditation oder Yoga sorgen für mehr Entspannung und Gelassenheit im Alltag. Hier findest du nützliche Apps für deine tägliche Portion Achtsamkeit.
Erfahre mehr

Zeitfresser Social Media – Bin ich zu lang online?

Nur ein schneller Blick in die sozialen Netzwerke – und schon hat man dort wieder mehr Zeit verbracht als geplant. Bist du dir nicht sicher, ob du zu viel auf Social Media unterwegs bist? Mit unseren Infos kannst du dein Nutzungsverhalten besser einschätzen.
Erfahre mehr