Kein Streit um Computer- & Handyzeiten

Wie könnt ihr Kompromisse über die Mediennutzung schließen?

Innerhalb jeder Familie gibt es Regeln, die einen möglichst konfliktarmen und stressfreien Alltag ermöglichen sollen. Klar ist auch, dass bestimmte Einschränkungen und Vorgaben aber nicht unbedingt immer auf rege Zustimmung treffen. Wenn du grundsätzliche Probleme mit den Nutzungsregeln hast, die deine Eltern festgelegt haben, solltet ihr darüber sprechen. Wie kann so ein Gespräch ablaufen?

1. Es hilft, sachlich zu bleiben und den richtigen Moment zu suchen

Wie du vielleicht aus eigener Erfahrung weißt, ist man für Kritik weniger zugänglich, wenn sie als Vorwurf oder Angriff formuliert wird. Versuche daher sachlichzu bleiben, auch wenn dich die Situation frustriert. Setzt euch zu einem ruhigen Gespräch zusammen. Probleme zwischen Tür und Angel anzusprechen, wenn ihr alle z. B. im morgendlichen Schul- und Arbeitsstress gefangen seid, bringt meist nicht viel.

2. Stellt die Vereinbarungen zur Mediennutzung auf den Prüfstand

Mal ehrlich: Meist sind es doch nicht alle Vorgaben oder Regeln, mit denen du ein Problem hast.

Hast du Schwierigkeiten mit einer bestimmten Vereinbarung, dann kannst du sie mit deinen Eltern besprechen. Dabei ist es hilfirech, bereits die wichtigsten Argumente parat zu haben:

  • Warum hast du ein Problem mit der Regel?
  • Warum denkst du, dass deine Eltern dir diese Regel vorgegeben haben?
  • Haben deine Eltern bei der Festlegung etwas übersehen, das dir nun Schwierigkeiten macht?
  • Welche Änderungen würdest du dir wünschen?
  • Welche Lösung würdest du selbst vorschlagen?

3. Gemeinsam könnt ihr Lösungen finden

Wenn deine Eltern bereit sind, dir entgegenzukommen, ist es trotzdem unwahrscheinlich, dass einfach alle Regeln verworfen werden. Begründe also, warum manche Regeln für dich schwieriger sind als andere. Beide Seiten sollten bereit sein, einen Mittelweg zu gehen.

Am besten ist es natürlich, wenn ihr gemeinsam ein Regelwerk für die Mediennutzung eurer Familie entwerft. Sprich daher mit deinen Eltern, wenn du mit einer bestimmten Einschränkung nicht klarkommst. Kompromisse sowie eine gewisse Flexibilität der Regeln können sehr dabei helfen, eine Lösung zu finden, mit der alle Seiten zufrieden sind.

4. Wie sehen deine Eltern die Lage?

Auch wenn du vielleicht die Augen hierüber rollst: Versuche die Perspektive deiner Eltern einzunehmen. Mit Vereinbarungen zur Mediennutzung wollen sie dir nicht den Spaß verderben, sondern dich vor bestimmten negativen Auswirkungen eines übermäßigen Medienkonsums oder vor schädlichen Inhalten schützen.

Daher ist es wichtig, dass du nachvollziehen kannst, welche Absichten deine Eltern mit bestimmten Regeln haben. Wenn du eine Vorgabe nicht verstehst, wird es auch schwieriger, sie zu akzeptieren und dich daran zu halten. Frage daher ruhig nach und lass dir die Regeln und ihre Bedingungen zunächst erklären.

5. So können Kompromisse aussehen

Jede Familie ist anders, daher ist auch die Herangehensweise an die Konfliktlösung individuell. Ich möchte dir hier trotzdem ein paar Ansätze aufzeigen, wie ihr zusammen Kompromisse über die Mediennutzung schließen könnt. Folgende Situationen können zum Beispiel auftreten:

  • Problem: Deine Eltern geben dir Regeln zur Mediennutzung vor, schränken ihre eigene Nutzung aber nicht ein oder halten sich öfter nicht an Regeln.

    Lösung: Du kannst deinen Eltern sagen, dass du einseitige Regeln unfair findest. Vielleicht könnt ihr euch darauf einigen, dass neben Kinderregeln auch „Elternregeln“ eingeführt werden: Dann darf z. B. niemand am Essenstisch das Handy in der Hand haben.
     
  • Problem: Du hast eine vorgegebene Internetzeit pro Tag, benötigst sie aber an manchen Tagen hauptsächlich, um deine Hausaufgaben zu erledigen. Dann bleibt keine Zeit mehr, um mit deinen Freund*innen zu reden oder mal zu surfen.

    Lösung: Versuche zu erklären, dass deine Mediennutzungszeit nicht jeden Tag gleich ausgewogen ist. Wenn deine Eltern einverstanden sind, könnt ihr eine wöchentliche statt einer täglichen Mediennutzungszeit festlegen.
     
  • Problem: Es regnet, deine Freund*innen haben keine Zeit und alle Aufgaben sind erledigt. An so einem Tag möchtest du gern mal länger am Handy sein oder ein Videospiel zocken, da es nicht viel anderes zu tun gibt.

    Lösung: „Ausnahmen bestätigen die Regel“, heißt es ja so schön. Im Idealfall sollte euer familieninternes Regelwerk flexibel sein und z. B. an einem Regentag auch mal mehr Medienzeit erlauben. Fließt an einem Tag mehr Zeit in die Mediennutzung, lässt du am nächsten Tag die meisten Geräte eher ausgeschaltet oder legst sie öfter beiseite.
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Um festgelegte Regeln zu ändern oder zu erweitern, ist Vertrauen wichtig. In Bezug auf die Mediennutzung kannst du dir dieses Vertrauen auch verdienen, indem du ein verantwortungsvolles Nutzungsverhalten unter Beweis stellst. Zum Beispiel: Du hast eine wichtige Aufgabe erledigt, bevor du den Computer anschaltest. Oder du hast dein Handy auch mal aus eigenem Antrieb beiseitegelegt.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Vereinbarungen über die Mediennutzung sind eine sinnvolle Methode, um den Überblick über das eigene Nutzungsverhalten zu behalten. Hast du nur eine bestimmte Zeit pro Tag oder pro Woche, um zu chatten, zu surfen oder zu zocken, nutzt du diese Zeit auch bewusster und genießt sie. Gleichzeitig geraten so andere Hobbys und Dinge, die dir wichtig sind, nicht in Vergessenheit.

Um Medienutzungsregeln zu ändern, sind Kompromisse daher unverzichtbar. Möchtest du an bestimmten Regeln etwas ändern, kannst du ein offenes Gespräch mit deinen Eltern suchen. Versuche dabei aber auch Verständnis für ihre Position zu haben – Medienerziehung gehört im digitalen Zeitalter nun mal zur „Jobbeschreibung“ deiner Eltern. Und ein funktionierendes Regelwerk aufzustellen, ist nicht immer einfach. Hört euch gegenseitig zu und versucht, die Bedenken des anderen zu verstehen.

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