Gamescom: Mein Erfahrungsbericht zur Gaming-Messe

Gamescom – lieber „classic“ oder digital?

Es mag sich im Jahr 2021 komisch anhören, aber es gab mal Zeiten, in denen Veranstaltungen mit mehreren hunderttausend Leuten normal waren. Für mich als Zockerin ist die Gamescom die Königin der Spielemessen. Schon als Kind war ich dort, nur hieß sie da noch Games Convention und war in Leipzig. Damals schon kam mir das alles riesig und voll vor. Und trotzdem ist es eine meiner Lieblingserinnerungen aus meiner Kindheit und ich wollte unbedingt wieder hin. Doch dann zog die Gamescom mit neuem Namen nach Köln und erschien für mich (komme aus Mitteldeutschland) zunächst in unerreichbarer Ferne.

Da ich die Gamescom ursprünglich als klassische Messererfahrung kenne, will ich euch erst einmal meine Erfahrung mit der Gamescom 2019 schildern…oder auch „die vielleicht letzte `normale´ Gamescom“?

Tag 1:

Am ersten Tag bist du euphorisch, planst anhand des Messeplans deine Route und welche Halle du wann anlaufen willst. Alles klingt schön und dein Plan geht perfekt auf. Nope. Spätestens wenn du eine Stunde allein mit Anstehen und Laufen zum Eingang verbringst, weißt du…das wird nichts. Trotzdem ist es ein unglaubliches Gefühl, wenn man mit tausenden Gleichgesinnten den endlos langen Weg zum Eingang beschreitet. Man fühlt sich irgendwie…gut aufgehoben.

Den ersten Tag habe ich dann mit den „Must haves“ verbracht. Meine Kumpel und ich haben zum Glück einen ähnlichen Spielegeschmack, daher waren wir uns bei den wichtigsten Anlaufpunkten einig. Dennoch bedeutet das meist lange Wege zwischen den Hallen, Quetschen durch enge Passagen mit Menschenmassen und langes Anstehen bei den beliebten Games. Schnell wurde uns klar, dass das an einem Tag nicht schaffbar ist. Man findet Kompromisse und verschiebt vieles auf Tag 2.

Trotzdem war ich unglaublich glücklich. Wenn man mit so vielen Leuten mit dem gleichen Hobby zusammen ist, hat man automatisch ein vertrautes Gefühl. Hier und da sieht man ein Kostüm aus einem Spiel, das man mag. Leute haben Fan-Shirts an oder man schnappt beim Vorbeigehen den Namen des Lieblingsspiels auf. Alle sind gechillt und wollen das Gleiche und das fühlt sich einfach gut an.

Tag 2:

Das Highlight an Tag 2 sollte die Merchandise Area sein. Vor allem meine beiden Begleiter gingen voll drauf ab und ich glaube, wir haben uns auf der ganzen Messe nicht so oft verloren wie zwischen den ganzen Fan-Artikeln. Ich bin selbst kein riesiger Sammel-Fan, fand aber diese Massen an Kram, Kunst und Anime-Figuren für teilweise mehrere tausend Euro einfach nur faszinierend. Mega cool waren auch die ganzen Cosplayer, die überall unterwegs sind. Es freut mich, wenn sich Leute so krass mit ihren Klamotten ausleben können und hier wahrscheinlich auch schnell Freunde dadurch finden.

Während wir den Rest des Tages ein bisschen ziellos rumgelaufen sind, kamen wir an den großen Playern der Branche vorbei. Die Stände von Ausstellern wie Epic Games, Ubisoft etc. dröhnten so laut, dass man sie schon beim Eintritt in die Halle an der anderen Seite hörte. Wenn man sich die riesigen Stände einiger Aussteller anschaute, sah man direkt, was für krasse Geldmaschinen das sein müssen. Was hier für eine Show geboten wurde, war einfach extrem. Und nicht wenige Gamer verbringen hier wahrscheinlich ihren kompletten Messebesuch.

Tag 3:

Am dritten Tag war ich vom vielen Laufen schon so platt, dass nicht mehr viel ging. Dann reicht schon der Weg zum Eingang, um dich sofort wieder zu plätten. An unserem letzten Tag haben wir uns daher vorgenommen, einige größere Games zu testen, bei denen man länger warten muss. Wenn man sowieso schon kaputte Füße hat, kann man sich auch in die Schlange setzen, die vielversprechende 2 Stunden Wartezeit vorhersagt (für Gamescom-Verhältnisse ist das wenig!)

Zum Schluss waren wir noch in der Indie-Arena. Hier muss man wenigstens nicht so lange warten. Die Spiele sind meistens unbekannt, jedoch einige auch ziemlich cool. Irgendwie ist das Feeling hier auch ganz anders. Man steht viel enger zusammen und die Entwickler springen sogar persönlich rum. Ist irgendwie anders als bei den großen Publishern, die ihre Show abziehen und sich gegenseitig überdröhnen wollen.

Gamescom now – ist digital alles besser?

Nach drei Tagen Gamescom wollte ich nichts Dringenderes als mich hinzusetzen. Trotzdem ist die Erfahrung eine meiner besten aus den letzten Jahren. Vor allem in der aktuellen Zeit erinnert man sich gern daran zurück. Nun findet die Gamescom das zweite Jahr in Folge digital statt. Irgendwie ein komisches Gefühl.

Trotzdem finde ich es nice, was die Veranstalter draus gemacht haben und habe daher auch die Gamescom 2020 mitgenommen. Es gab zahlreiche Livestreams, die man sich anschauen konnte und meine liebsten Gaming-Sender und Let’s Player haben zusätzlich massig Content zur Gamescom gehabt. Mit der Indie-Arena-Booth haben die Macher zudem was richtig Cooles geschaffen. Das was sonst die Indie-Arena ist, wurde diesmal als eine Art Mini-Game umgesetzt. Man konnte online eine eigene Spielfigur kreieren und in der digitalen Indie-Welt rumlaufen, Games testen und mit anderen Leuten quatschen. Auch außerhalb der Indie-Arena-Booth konnten natürlich Demos gezockt werden, allerdings hat mir dafür dann leider auch die Zeit und die Lust gefehlt. Anders als auf der „richtigen“ Messe ist die „Gamescom now“ kein Ereignis, das mich tagelang an den PC fesselt. Dazu hat mir einfach das Feeling gefehlt. Die Livestreams und Shows waren cool anzusehen. Aber da die Konzentration darauf lag, kam mir alles nur umso mehr wie eine große Marketing-Maschine vor. In den Messehallen kann man sowas umgehen, wenn man keine Lust darauf hat. Bei der Gamescom now ist es aber einer der Hauptbestandteile.

Für 2021 plant die Gamescom nun noch einige Verbesserungen und baut das Angebot noch weiter aus. Es soll jetzt auch eine Retro- und eine Cosplay-Arena geben. Ich denke die Veranstalter tun hier schon ihr Bestes, um die 3 Tage Gamescom gut auszufüllen. Und es ist halt auch alles kostenlos, das sollte man sich auch mal vor Augen führen.

Wer von euch das Glück hat, dieses Jahr zur Gamescom noch Ferien zu haben oder nicht arbeiten zu müssen, der sollte auf jeden Fall den ein oder anderen Stream mal mitnehmen. Nicht anstehen und sich die Füße plattlaufen zu müssen, kann auch Vorteile haben.

Trotzdem freue ich mich, wenn vielleicht nächstes Jahr wieder die heiligen Hallen der Gamescom für Reallife-Besucher öffnen – vielleicht sieht man sich ja dort ;)

Teile auf: