Die Wirkung von Filtern - So verändern sie Bilder

Makellose Haut, ein süßes Stupsnäschen, große Augen und harmonische Farben – vor ein paar Jahren kam mir das nur beim Anschauen bekannter Modezeitschriften mit scheinbar perfekten Models in den Sinn. Aber: Seit Instagram, Snapchat und Co. sieht beinahe jedes Foto auf Social-Media-Plattformen genauso fehlerfrei aus.

Face-Filter ist hier das Stichwort. Egal ob auf Snapchat, in der Instagram-Story oder beim Durchscrollen meines Feeds – Filter sind überall. Und sie lassen mich als User oftmals vergessen, dass die Haut von Person XY sicher nicht so glatt und die Augen wahrscheinlich nicht so leuchtend sind.

Aber dennoch nutze auch ich, wie Millionen anderer Social-Media-Nutzer, tagtäglich Filter. Doch ich frage mich, was das mit mir, meinem Selbstbild und meinem Selbstwertgefühl macht. Wie stark beeinflussen mich Filter wirklich?

Bearbeitung für jedermann

Bei den bereits angesprochenen Filtern (vor allem den Face-Filtern) handelt es sich um Tools, die teilweise von den Plattformen selbst zur Verfügung gestellt werden. Beim Drehen eines Videos oder beim Schießen eines Fotos genügt es einfach, vorher einen Filter auszuwählen und schon steht einer makellosen Aufnahme nichts mehr im Wege.

Die Face-Filter bewirken unter anderem:

  • eine starke Weichzeichnung der Haut,
  • dass die Augen größer und leuchtender erscheinen,
  • dass die Lippen voller wirken,
  • dass das Gesicht generell schmaler und markanter wirkt.
     

Bereits bei dieser Aufzählung, die längst nicht vollständig ist, lässt sich erkennen, welche große Veränderungen ein einziger Filter verursachen kann. Das bearbeitete Bild hat schlussendlich mit dem Original möglicherweise nicht mehr viel gemeinsam.

Die schnelle Bildbearbeitung ist kinderleicht und so für jeden möglich. Das bedeutet jedoch auch, dass der überwiegende Teil der Foto- und Videoaufnahmen auf Social-Media-Plattformen verändert ist.

Wie oft war ich selbst schon beim Anschauen meiner Instagram-Storys frustriert, weil meine Haut nicht so makellos und meine Lippen nicht so prall sind. Genau in solchen Momenten ist es wichtig, das Handy beiseite zu legen und sich selbst klar zu machen, dass Instagram, Snapchat oder jede andere Social-Media-Plattform keineswegs der Realität entsprechen!

Übrigens: Ob ein User bei seiner Instagram- oder Snapchat-Story einen dieser Filter benutzt, siehst du das in der jeweiligen Story links oben unter dem Instagram-Namen des Profils – vorausgesetzt, die Story wurde nicht vorgedreht oder das Bild vorher abgespeichert und dann in die Story geladen.

What we don’t see

Doch wie schaffe ich es, die Filter mit der nötigen Distanz zu betrachten?

Keine Frage, es ist für viele User nicht leicht, tagtäglich wunderschöne, beinahe perfekte Bilder und Videos im Netz zu sehen. Mache dir beim Konsumieren dieser Aufnahmen allerdings immer eines klar: Filter verzerren die Realität!

Sie wirken wie ein Kaffeefilter. In der Tasse – also dem Feed – erhalten wir nur das perfekte Leben mit makellosen Gesichtern, sonnengebräunten Beinen und weichgezeichneter Haut.

Die Realität ist jedoch der Kaffeesatz. Die Unreinheiten im Gesicht, die Augenringe der Erschöpfung, die Dehnungsstreifen am Bein und das asymmetrische Gesicht schaffen es nicht in die Tasse, sie werden rausgefiltert.

Kontrastprogramm

Neben all den negativen Aspekten hat sich jedoch in der letzten Zeit zunehmend eine Art Gegenbewegung gegen den Filter- und Bearbeitungswahn gebildet: Nutzer, die sich bewusst gegen die Bearbeitung ihrer Bilder entscheiden.

Die deutsche Influencerin Madita (@aboutmadita) verzichtet zum Beispiel seit Juni 2019 gänzlich auf eine Bearbeitung ihrer Bilder. Sie möchte so den Usern verdeutlichen, dass die wenigsten Personen auf Bildern und Videos bei Instagram und Co. in Wirklichkeit so perfekt sind, wie sie auf den Aufnahmen wirken. Sie macht somit anderen Mut, sich selbst wieder mehr zu lieben und zu akzeptieren.

Auch unter Hashtags wie #socialmediavsreality oder #nofiltermovement teilen Instagram-User ihre echten, ganz natürlichen Fotos mit Pickeln, Narben auf der Haut und dunklen Schatten unter den Augen.

Social-Media-Plattformen sind für mich Fluch und Segen zugleich. Ich finde hier Inspirationen und habe eine Plattform, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Andererseits betonen Instagram, Snapchat und Co. Oberflächlichkeiten und zeigen Scheinwelten. Sie verleiten mich zu einem ständigen Vergleich mit anderen.

Filter spielen für mich in der Social-Media-Welt eine zentrale Rolle, da ich jeden Tag mit ihnen konfrontiert werde. Natürlich nutze ich auch selbst ab und an welche. Umso wichtiger ist es daher, mir immer wieder vor Augen zu halten, dass Social Media oft ein schöner Schein, aber nicht das „Real Life“ ist.

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