Verstörende Inhalte im Netz – Tipps gegen belastenden Content
Stell dir vor: Du scrollst ganz entspannt durch die Inhalte deiner „For You“-Page oder den Insta-Feed und plötzlich taucht ein Video auf, das dich richtig verstört und dir nicht mehr aus dem Kopf geht. Eigentlich sollen die Regeln der Plattformen dafür sorgen, dass so etwas gar nicht erst bei dir landet. Trotzdem rutschen immer wieder Clips durch, die Gewalt, Sexuelles oder Diskriminierendes zeigen. Vielleicht hast du auch schon mal erlebt, dass in einer WhatsApp-Gruppe etwas geteilt wurde, das dir ein komisches Gefühl gegeben hat.
Solche Inhalte mit schockierenden Darstellungen nennt man Tasteless Content oder auch Offensive Content.
Im Unterschied zu Horrorfilmen oder Games, die nur gespielt sind, zeigt Tasteless Content oft echtes Leid. Zum Beispiel Gewalt, echte Kriegsszenen oder Hinrichtungen. Viele bekommen das ungewollt zu sehen und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen oder an wen sie sich wenden können. Genau deshalb findest du hier Tipps, wie du dich davor schützen kannst und was du beachten solltest.
Darf man jede Art von Content einfach weiterleiten?
Nein! Wenn bestimmte Videos als jugendgefährdend eingestuft werden und du sie weiterleitest, gilt dies als Bereitstellung jugendgefährdender Medien an Minderjährige und ist somit strafbar. Siehst du also ein verstörendes Video, solltest du es auf keinen Fall weiterverbreiten. Schau dir lieber unsere 3 Tipps zum Umgang mit verstörendem Content an.
Was passiert, wenn ich Tasteless Content schaue?
Neben den rechtlichen Folgen bei der Verbreitung von Tasteless Content gibt es auch emotionale Auswirkungen:
Wenn Bilder oder Videos starke belastende Emotionen bei dir auslösen, kann sich das schlimmstenfalls negativ auf deine Psyche auswirken. Viele Jugendliche, die sich regelmäßig drastischen Gewalt-Content anschauen, berichten von Schlaflosigkeit, extremer Sorge, dass einem selbst oder geliebten Menschen Ähnliches widerfährt, bis hin zu Depression oder Angstzuständen. Andere fühlen sich durch den übermäßigen Konsum von Leid und Gewalt nicht verängstigt, sondern eher „abgestumpft“ und weniger empathisch.
Natürlich bedeutet das nicht, dass schockierende Inhalte sofort negative Auswirkungen auf dich haben müssen. Sie können zum Beispiel bestehende Ängste und Sorgen verstärken. Es ist auch verständlich, dass die Neugier manchmal stärker ist, als die Vernunft. Wichtig ist jedoch, dass du darüber Bescheid weißt, was dir dabei helfen kann, mit den emotionalen Folgen umzugehen. Und eins ist klar: Du bist nicht allein damit.
Du findest online einerseits hilfreiche Tipps, inspirierende Inhalte oder vertrauensvolle Communitys, die einen stärken können. Andererseits landen im Netz auch viele Dinge, die dich echt belasten können. Damit du den Überblick behältst, haben wir dir ein paar Tipps zusammengestellt, wie du dich durch das, was du sehen möchtest, besser navigieren kannst.
Wie kannst du dich vor verstörendem Content schützen?
Einen vollständigen Schutz vor unangemessenen Inhalten gibt es leider nicht. Denn diese Inhalte können trotz Regeln und Schutzmaßnahmen von Anbietern wie Instagram, TikTok oder WhatsApp noch viel zu oft unerwartet auftauchen. Es gibt aber einige Virenschutzprogramme sowie aktuelle Versionen von Betriebssystemen wie Windows, Android oder macOS/iOS, die meist bereits über eingebaute Jugendschutzfilter verfügen. Sprich am besten auch mit deinen Eltern über die Sicherheitseinstellungen auf deinen Geräten. Diese müssen regelmäßig angepasst werden und häufig haben Eltern bereits Schutzmaßnahmen eingerichtet.
Es ist sinnvoll, die eigenen Social-Media-Profile auf privat umzustellen, damit Unbekannte keinen Kontakt zu dir aufnehmen können. Auch bei WhatsApp und Co. kannst du die Einstellung wählen, keine Nachrichten von unbekannten Nummern zu erhalten und so potenziell unerwünschten Inhalten ausweichen.
Du hast ein verstörendes Video bereits angesehen? 3 Tipps zur Schadensbegrenzung
Das Gespräch suchen: Klingt manchmal einfacher, als es ist. Aber, auch wenn es Überwindung kostet, kann ein Gespräch über das Gesehene und die eigenen Gefühle sehr entlastend sein. Dass schreckliche Bilder unangenehme Emotionen in dir auslösen, ist ganz normal und ein Zeichen von Mitgefühl. Gerade bei Offensive Content kann es sehr überfordernd sein, alleine mit den Folgen klarkommen zu müssen. Vielleicht haben deine Freundinnen und Freunde schon Ähnliches erlebt, oder deine Eltern können dir dabei helfen, Lösungen zu finden.
Wenn du lieber mit einer außenstehenden Person reden willst, lohnt sich ein Blick auf Juuuport e. V. Die Online-Beratungsplattform für junge Menschen hat sich auf Probleme im Netz spezialisiert und kann dir mit Rat und Informationen zu psychischen Problemen beistehen. Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert, dich anderen mitzuteilen!
Den Content oder Account melden: Damit lässt sich das Gesehene zwar nicht vergessen, aber es ist ein wichtiger Schritt, um verstörende Inhalte als solche zu markieren und andere vor den Inhalten zu schützen. Außerdem signalisierst du so der Plattform oder der Person, die das Material verschickt hat, dass es nicht angemessen ist. Du kannst auf der Plattform direkt den Inhalt melden, sowie mit dem entsprechenden Link auch beispielsweise auf jugendschutz.net oder bei Juuuport Offensive Content melden.Ablenkung IRL suchen: Aktivitäten ohne Bildschirm, am besten verbunden mit Bewegung, helfen dabei, den Kopf wieder freizukriegen. Du kannst zum Beispiel einen Spaziergang an der frischen Luft machen, ein paar Körbe werfen oder Tore schießen gehen. Wenn die Hemmschwelle für aufwendige Aktivitäten zu groß ist, versuche es erst einmal mit ein paar Atemzügen. Damit gibst du deinem Körper die Chance, sich zu entspannen, was wiederum bei der Verarbeitung von belastenden Emotionen helfen kann.
Tasteless Content belastet dich nicht – kannst du ihn dann bedenkenlos konsumieren?
Nur weil dich sogenannter Tasteless Content nicht runterzieht, heißt das noch lange nicht, dass er harmlos ist.
Frag dich mal:
Würdest du wollen, dass so etwas über dich gepostet wird?
Ist das noch witzig oder schon verletzend?
Haben die Personen auf dem Video/Bild überhaupt zugestimmt?
Tasteless Content hat oft reale Folgen – für dich, aber natürlich auch für andere. Das Konsumieren allein trägt auch schon dazu bei, dass die betroffenen Personen bloßgestellt oder verletzt werden. Und nur weil andere darüber lachen, ist es nicht automatisch okay. Manchmal ist es viel stärker, nicht mitzumachen und zu checken, wann es einfach zu weit geht.