"Run, don't walk": Hast du dein Online-Shopping im Griff?

Ein neues Shirt, stylische Sneaker oder coole Accessoires – Shoppen macht Spaß, klar. Doch was, wenn es zur Belastung wird und die Ausgaben außer Kontrolle geraten? Wenn Shopping zur Routine wird, du dich kurz gut fühlst – und dann doch wieder leer? Online-Shopping kann zur Falle werden: leicht zugänglich, verlockend und manchmal ein Ersatz für echte Gefühle. In diesem Artikel zeigen wir dir, woran du erkennst, ob dein Kaufverhalten kritisch ist – und was du tun kannst, um wieder die Kontrolle zu haben.
Der Drang zum Online-Shopping – Was steckt dahinter?
Du scrollst durch TikTok oder Instagram und siehst dauernd Produkte, die du unbedingt brauchst? Damit bist du nicht allein. Denn viele Jugendliche verbringen gerne Zeit im Internet und auf Social Media. Doch hier siehst du auch so viel Werbung, wie sonst nirgendwo! Wenn du also regelmäßig das starke Verlangen spürst, etwas zu kaufen, hat das gute Gründe:
- Social Media beeinflusst massiv: TikTok, Instagram, Pinterest und Co. zeigen dir ständig neue Produkte – manchmal klar als Werbung erkennbar, oft aber auch versteckt als „Empfehlung“ über deine Lieblings-Influencer:innen.
- Werbung ist überall: Einmal auf ein Produkt geklickt, siehst du es auf allen Plattformen – dank Tracking, Cookies & Algorithmen.
- TikTok-Shopping & „Link in Bio“: Integrierte Shopping-Funktionen machen den Kauf noch einfacher. Mit einem Klick vom Video direkt zum Warenkorb: das erhöht das Risiko für spontane Käufe.
- Ständige Verfügbarkeit: Kein Ladenschluss, kein Anstehen – Einkaufen ist immer möglich.
- Verlockende Zahlungsmodelle: „Buy now, pay later“-Angebote (z. B. von Klarna oder PayPal) wirken praktisch, bergen aber die Gefahr, dass du schnell den Überblick über deine Ausgaben verlierst und vielleicht sogar in eine Schuldenfalle gerätst.
Warnzeichen erkennen: Ist dein Shoppingverhalten problematisch?
Online etwas zu bestellen ist schnell gemacht: ein Klick, wenige Tage warten – und schon liegt das neue Teil im Briefkasten. Für viele ist Online-Shopping einfach praktisch. Aber was, wenn es dich irgendwann nicht mehr loslässt? Wenn du ständig ans Einkaufen denkst, obwohl du die neuen Sachen gar nicht brauchst – oder dir nicht leisten kannst?
Gelegentlich shoppen ist völlig okay. Doch wenn du das Gefühl hast, du musst etwas kaufen, um dich besser zu fühlen, oder du ständig an Dinge denkst, die du haben willst: dann kann es kritisch werden. Denn dann kann Shopping sogar zu einer Sucht werden.
Warnzeichen für eine Kaufsucht:
- Du kaufst regelmäßig Dinge, die du gar nicht brauchst oder in einer Menge, die nicht notwendig ist.
- Du beschäftigst dich auch gedanklich häufig mit (Online-) Shopping und fühlst dich gestresst, wenn du nicht einkaufen kannst.
- Du gibst heimlich Geld aus oder bestellst, ohne es jemandem zu sagen.
- Du bekommst Schuldgefühle nach dem Kauf, aber kannst trotzdem nicht aufhören.
- Deine Ausgaben entgleiten dir und führen zu Konflikten mit deinen Eltern oder sogar zu Schulden.
Wichtig zu wissen: Bei einer (Online-)Kaufsucht geht es nicht nur einfach um „zu viel shoppen“. Es geht darum, dass man den Drang, etwas kaufen zu müssen, nicht mehr kontrollieren kann. Wenn es schon so weit gekommen ist oder du Angst hast, die Kontrolle zu verlieren, findest du hier Hilfe.
Ein Klick zum Glück? So schützt du dich vor Kaufdruck
Ist Online-Shopping mehr Belastung als Freude, kann es problematisch werden. Auch wenn es dir vielleicht unangenehm ist: Du bist mit solchen Gefühlen nicht allein. Und du kannst etwas dagegen tun:
- Check dein „Warum“: Frag dich vorm Kaufen: Will ich das wirklich? Brauche ich das?
Es ist okay, etwas zu wollen – aber du bist nicht weniger wert, wenn du nicht jeden Trend mitmachst. - Apps löschen: Entferne Shopping-Apps wie Zalando, Shein und Co. So vermeidest du die Versuchung, „eben mal nebenbei“ etwas zu kaufen.
- Limits setzen: Bestimme, wie viel Geld du im Monat maximal ausgeben willst und halte dich daran. Budget-Apps oder ein einfaches Ausgaben-Tagebuch helfen dir, den Überblick zu behalten.
- Reduziere Werbeeinflüsse: Stell personalisierte Werbung ab, nutze Werbeblocker und entfolge Accounts, die dir ständig neue Produkte zeigen.
- Bewusste Mediennutzung: Hinterfrage deine Mediennutzung und achte darauf, was du konsumierst. Es kann auch helfen, dir Zeiten zu setzen, in denen du bewusst offline gehst.
- Selbstwert stärken: Überleg dir, was dich ausmacht. Du bist nicht das, was du trägst oder besitzt. Achte darauf, was dir langfristig guttut: wie echte Freundschaften, Interessen und Hobbys oder kreative Beschäftigung.
- Check dein „Warum“: Frag dich vorm Kaufen: Will ich das wirklich? Brauche ich das?
Übrigens: Unter 18 bist du noch nicht voll geschäftsfähig. Das heißt: Du darfst nur etwas kaufen, wenn deine Eltern zustimmen oder wenn du es dir vom eigenen Taschengeld oder Lohn leisten kannst. Viele Anbieter (Klarna, Paypal, Zalando etc.) schreiben zwar „ab 18“, aber technisch kann man sich oft trotzdem anmelden. Das heißt leider auch: Es ist leichter, versehentlich zu viel zu kaufen oder in Abo-Fallen zu rutschen.
Diese Verträge sind dann zwar nicht immer gültig, aber: Rückabwicklung und Streit können stressig sein. Deshalb gilt: Immer vorher gut überlegen – und lieber eine erwachsene Person fragen.
Wenn’s zu viel wird: Hol dir Hilfe
Wenn du merkst, dass dir dein Kaufverhalten entgleitet, vertraue dich jemandem an: Freund:innen, Familie oder professionellen Berater:innen. Du musst da nicht allein durch. Einkaufszwang ist ein Thema, das Fachleute ernst nehmen und für das es gute Unterstützung gibt:
- Beratung in der Schule: Schulpsychologische Sprechstunde, Vertrauenslehrkräfte
- Beratungsstellen vor Ort: über unsere Beratungsstellen-Datenbank
- Unsere Online-Beratung: Per Mail oder über unseren Chat
- Nummer gegen Kummer: Anonym und kostenlos unter 0800 111 0 333
- bke-Jugendberatung online: jugend.bke-beratung.de
Bewusst konsumieren – und wissen, wann Schluss ist
Online-Shopping gehört heute ganz selbstverständlich zum Alltag. Das ist erstmal nichts Schlechtes. Es kann Spaß machen, praktisch sein und dir die Möglichkeit geben, deinen Stil auszudrücken. Doch wenn Einkaufen zur Dauerbeschäftigung wird, zum Stressfaktor oder gar zur Sucht, ist es wichtig, genauer hinzuschauen. Frage dich: Brauche ich das wirklich? Ein starker Selbstwert macht dich glücklicher als ein voller Warenkorb. Vielleicht bietet dein Kleiderschrank auch noch den ein oder anderen vergessenen Schatz, den du neu entdecken kannst.
Wenn du merkst, dass dir das Ganze über den Kopf wächst: Hol dir Unterstützung Es gibt viele Stellen, die dir helfen: anonym, kostenlos und ohne Vorurteile, zum Beispiel unsere Online-Beratung.