Stark bleiben im Netz: So schützt du dich vor Cybermobbing
Gemeine Gerüchte, peinliche Bilder oder das Gefühl, ausgelacht zu werden – im realen Leben schon schlimm. Kommen jedoch noch fiese Nachrichten im Gruppenchat oder verletzende Posts dazu, die einen auf dem Handy bis nach Hause verfolgen, spricht man von Cybermobbing. Das trifft viele Jugendliche härter, als man denkt. Doch warum passiert das überhaupt so oft? Welche Warnsignale solltest du kennen? Und was kannst du tun, wenn du selbst betroffen bist oder jemandem helfen willst? Die Antworten findest du hier.
Was ist Cybermobbing?
Wahrscheinlich hast du schon mal davon gehört oder es selbst erlebt. Unter Cybermobbing versteht man, wenn jemand über das Internet oder per Smartphone absichtlich fertiggemacht, beleidigt, bloßgestellt oder bedroht wird. Dazu gehören beispielsweise fiese Nachrichten, das Veröffentlichen peinlicher Fotos oder das Verbreiten von Gerüchten über Social Media oder Messenger-Dienste.
Wichtig ist: Cybermobbing passiert nicht nur einmal, sondern wiederholt und mit der Absicht, zu verletzen. Dabei ist die Reichweite online oft viel größer als im echten Leben. Denn, ein peinliches Bild kann innerhalb weniger Minuten mehrfach geteilt werden.
Das Robert Koch-Institut (RKI) zeigt in einer bundesweiten Studie, dass Mobbing und Cybermobbing für viele Jugendliche ein echtes Thema sind. Rund 14 % der befragten Schülerinnen und Schüler gaben an, innerhalb der letzten Monate Mobbing in der Schule erlebt zu haben, und etwa 7 % berichteten sogar von Cybermobbing. Besonders auffällig: Jugendliche, die betroffen sind, fühlen sich insgesamt häufiger gesundheitlich schlechter, berichten mehr Stress, weniger Wohlbefinden und teilweise sogar Schlafprobleme. Außerdem machen die Daten deutlich, dass Cybermobbing in allen Schulformen vorkommt und sowohl Jungen als auch Mädchen betrifft, mit leicht höheren Raten bei weiblichen Jugendlichen. Die Studie zeigt also: Cybermobbing ist keine Randerscheinung, sondern ein Problem, das viele junge Menschen belastet.
Die Polizei weist darauf hin, dass Cybermobbing nicht nur belastend ist, sondern auch rechtliche Konsequenzen haben kann. Zwar ist „Cybermobbing“ selbst kein eigener Straftatbestand, aber die Handlungen, die dabei häufig vorkommen, können strafbar sein: zum Beispiel Beleidigung, Bedrohung, Nötigung, Üble Nachrede oder Verleumdung. Zudem kann das Verbreiten von Bildern oder persönlichen Daten Persönlichkeitsrechte verletzen und ebenfalls strafrechtlich verfolgt werden. Auf der Website polizei-beratung.de beschreibt die Polizei ausführlich, welche Folgen Täterinnen und Täter zu erwarten haben und welche Schritte Betroffene einleiten können.
Fair bleiben – im Netz und im echten Leben
Niemand von uns möchte andere verletzen, und doch passiert es schneller, als man denkt. Ein kurzer blöder Kommentar, ein peinliches Foto, das man „nur mal kurz“ weiterschickt … und schon ist man Teil eines Problems.
Damit dir das nicht passiert, helfen diese Regeln:
- Erst denken, dann posten.
Frage dich: „Würde ich das auch sagen, wenn die Person direkt vor mir steht?“
Viele Jugendliche unterschätzen die Wirkung von Nachrichten oder Bildern. Inhalte im Netz können lange sichtbar bleiben, auch wenn sie gelöscht wurden. - Keine peinlichen Fotos oder Infos weiterleiten.
Auch wenn du „nur mal gucken“ möchtest oder dir einen Lacher der anderen erhoffst: Das Weiterleiten von Bildern ohne Erlaubnis kann strafbar sein und verletzt andere. - In Gruppen nicht mitmachen, wenn andere ausgegrenzt werden.
Schon ein einziges „Haha“-Emoji kann die Situation schlimmer machen. - Respekt gilt online genauso wie offline.
Digitale Räume sind echte Räume, und ob on- oder offline: Worte können Menschen verletzen.
Was kannst du tun, wenn du betroffen bist?
Wenn du von Cybermobbing betroffen bist, ist am allerwichtigsten: Du bist nicht schuld. Niemand hat das Recht, dich fertigzumachen, weder online noch offline. Gleichzeitig kann es helfen, ein paar (technische) Schutzmaßnahmen zu kennen, die dir mehr Sicherheit geben.
- Beweise sichern:
Mach Screenshots, speichere Nachrichten und notiere Zeiten. Das ist wichtig, falls du später Hilfe brauchst oder Anzeige erstatten willst. - Blockieren und melden:
In fast jeder App kannst du Nutzer:innen blockieren und Inhalte melden. Das nimmt den Mobber:innen die Bühne und sorgt dafür, dass du etwas Ruhe bekommst. - Sprich mit jemandem:
Ganz wichtig: Hol dir Unterstützung. Wende dich an eine vertraute Person, zum Beispiel an deine Eltern, deine Freund:innen oder Lehrer:innen. Gemeinsam könnt ihr überlegen, wie ihr weiter vorgeht. - Hilfe annehmen:
Wenn du dich überfordert fühlst oder nicht weißt, was du tun sollst, kannst du auch Kontakt mit einer professionellen Beratung aufnehmen. Passende Adressen findest du am Ende des Artikels. - Anzeige erstatten:
Wenn du bedroht, beleidigt oder unter Druck gesetzt wirst, kannst du zur Polizei gehen. Nimm dir am besten eine Vertrauensperson mit, damit du nicht alleine bist. - Schütze deine Konten und Daten:
Es gibt ein paar technische Schutzmaßnahmen, die Angriffe erschweren können:
- Freundschaftsanfragen nur von Menschen annehmen, die du wirklich kennst.
- Vorsichtig mit persönlichen Daten wie Adresse oder Geburtsdatum umgehen, da diese oft genutzt werden, um Opfer bloßzustellen oder Accounts zu hacken.
- Nur wenige Bilder und Videos veröffentlichen, weil sie ohne Einwilligung weiterverbreitet oder verfälscht werden können.
- Privatsphäre-Einstellungen regelmäßig prüfen, damit Fremde nicht auf deine Inhalte zugreifen können.
- Passwörter nie weitergeben, auch nicht an Freund:innen.
- Starke Passwörter und Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen, um deine Accounts vor Zugriffen zu schützen.
- Updates, Virenschutz und Spamfilter aktiv halten, denn sie schließen Sicherheitslücken und erschweren es Täter:innen, sich Zugang zu deinen Geräten oder Accounts zu verschaffen.
Was kannst du tun, wenn andere betroffen sind?
Cybermobbing funktioniert oft nur, weil viele zuschauen und niemand etwas sagt. Wenn du merkst, dass in einer Klassen- oder WhatsApp-Gruppe jemand fertiggemacht wird, kann dein Verhalten mehr bewirken, als du vielleicht denkst.
Achte auf Anzeichen bei anderen.
Vielleicht ist dir gar nicht klar, dass jemand gemobbt wird, aber es gibt Hinweise: Wenn jemand sich plötzlich zurückzieht, sich nicht mehr treffen möchte, oft nervös oder angespannt wirkt, Schlafprobleme bekommt oder sich vom Handy kaum mehr trennen kann. Das alles können Zeichen dafür sein, dass Cybermobbing im Spiel ist.
Sei mutig und solidarisch.
Du musst nicht gleich die ganze Gruppe konfrontieren. Aber trau dich, es anzusprechen. Manchmal reicht es schon, der betroffenen Person eine private Nachricht zu schreiben. Ein simples „Hey, ich hab gesehen, was da passiert, und ich find’s echt nicht okay. Wenn du reden willst, ich bin da.“ kann unglaublich viel bedeuten. Es zeigt: Die betroffene Person ist nicht allein.
Teile keine verletzenden Inhalte.
Auch wenn du geschockt bist oder du es im ersten Moment vielleicht sogar witzig findest, leiste keinen Beitrag dazu, dass peinliche Bilder oder fiese Kommentare weiterverbreitet werden. Schon ein einziges Weiterleiten kann dafür sorgen, dass etwas völlig eskaliert und großen Schaden anrichtet.
Hol dir Unterstützung von Erwachsenen.
Wenn die Situation schlimmer wird oder du unsicher bist, was du tun solltest, ist es absolut richtig, dir Hilfe zu holen. Sprich mit einer Lehrkraft oder einer anderen erwachsenen Person, der du vertraust. Wichtig: Es geht nicht darum, jemanden „anzuschwärzen“, sondern darum, der betroffenen Person zu helfen, sie zu schützen und die Situation zu klären.
Tipps für dein Wohlbefinden im digitalen Alltag
Cybermobbing kann ziemlich an die Nerven gehen. Viele Betroffene berichten von Stress, Unsicherheit oder Schlafproblemen – und das ist völlig verständlich. Studien zeigen sogar, dass ständiger Online-Druck und intensive Mediennutzung die psychische Belastung erhöhen können.
Ein paar einfache Schritte helfen dir, mental im Gleichgewicht zu bleiben:
Sei bewusst offline.
Du musst nicht 24/7 erreichbar sein. Der „Nicht stören“-Modus, feste Handy-Pausen oder ein ausgeschaltetes Smartphone in der Nacht geben dir Raum zum Durchatmen.
Triff Freund:innen auch im echten Leben.
Persönliche Begegnungen tun gut und geben dir ein Gefühl von Sicherheit. Etwas, das online manchmal verloren geht.
Achte auf dein Wohlbefinden.
Wenn du merkst, dass dich Nachrichten nervös machen, du schlechter schläfst oder ständig angespannt bist, nimm das ernst und sprich darüber. Kleine Warnsignale sind oft frühe Hinweise darauf, dass dir etwas guttut oder eben nicht.
Hol dir Infos, wie du sicherer unterwegs bist.
Im Jugendbereich von Ins Netz gehen findest du viele Tipps, um bewusster und gesünder mit Social Media und dem Internet umzugehen.
Cybermobbing ist nie „nur ein Witz“. Du hast viele Möglichkeiten, dich und andere zu schützen, Hilfe zu finden und wieder Kontrolle zu gewinnen. Rede darüber, hol dir Unterstützung.
Beratungsstellen und Hilfe
Wenn du oder jemand in deinem Umfeld betroffen ist, kannst du dich jederzeit an folgende Stellen wenden:
Nummer gegen Kummer e. V.
Kinder- und Jugendtelefon: Mo.–Sa. von 14–20 Uhr unter der Nummer 116 111
Samstags: „Jugendliche beraten Jugendliche“
Online-Beratung per Mail oder Chat: Antwort innerhalb von 48 Stunden
JUUUPORT
Beratung durch geschulte JUUUPORT-Scouts
Online-Formular für anonyme Anfrage, Antwort meist innerhalb von 48 Stunden
Messenger-Beratung über WhatsApp: Mo.–Fr. von 18–20 Uhr
Krisenchat
Kostenfreie Beratung per Chat oder WhatsApp – rund um die Uhr erreichbar
Soforthilfe bei Cybermobbing, Stress, Angst, familiären Konflikten
Anonym, ohne Anmeldung
Cybermobbing-Hilfe e. V.
Beratung speziell zu Cybermobbing – per Mail, Chat oder Video
Auch Unterstützung beim Sichern von Beweisen und rechtlichen Schritten
Antwort in der Regel innerhalb von 24–48 Stunden
U25-Online-Suizidprävention (Caritas)
Für junge Menschen unter 25 Jahren
Mail-Beratung durch speziell geschulte junge Peer-Berater:innen
Anonym, kostenlos, Antwort innerhalb weniger Tage
Hilfetelefon Gewalt an Männern / Jungen
Auch für junge männliche Betroffene von digitaler Gewalt
Telefon: 0800 123 99 00
Online-Beratung per Mail/Chat
Kostenfrei und anonym
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
Unterstützt auch Mädchen ab 14 Jahren (z. B. bei digitaler Nötigung, Drohungen, sexueller Belästigung online)
Telefon: 08000 116 016
Online-Beratung per Chat oder Mail
Täglich, rund um die Uhr