Trickst mein Kind bei der Medienzeit? Was Eltern wissen sollten

Wie Kinder Zeitbegrenzungen bei digitalen Medien umgehen und was Eltern tun können
Kinder und Jugendliche finden Wege, um Zeitlimits auf Smartphones, Tablets oder Computern zu umgehen. Beliebte Tricks sind z. B. das Ändern der Zeitzone oder die Nutzung von Gastkonten. Eltern sollten sich der technischen Möglichkeiten bewusst sein und auf eine Kombination aus Kindersicherung, klaren Regeln und offener Kommunikation setzen. Mit einer guten Beziehung und nachvollziehbaren Medienregeln lässt sich ein gesunder Umgang mit der Bildschirmzeit fördern.
Viele Eltern setzen klare Regeln und Zeitbegrenzungen für Smartphone, Tablet oder Computer. Haben Sie dennoch den Verdacht, Ihr Kind ist viel länger online als erlaubt? Aber wie gelingt es Kindern und Jugendlichen, die Bildschirmzeit zu umgehen? Was Sie als Eltern tun können, um Medienzeiten sinnvoll zu begrenzen und deren Einhaltung sicherzustellen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Zeitbegrenzung auf dem Handy sicher einstellen
Sowohl bei iOS (iPhones) als auch bei Android-Geräten gibt es Möglichkeiten zur technischen Zeitbegrenzung. Mit der App “Google Family Link”, über die Apple-Familienfreigabe oder mit “Microsoft Family Safety” können Sie Ihr Handy mit dem Ihres Kindes verbinden. Als Elternteil behalten Sie so den Überblick über die Aktivitäten und Zeit-Limits Ihres Kindes, während Ihr Nachwuchs ein Benutzerkonto mit eingeschränkten Berechtigungen besitzt.
Zeit-Limits für Apps setzen
Über Anwendungen wie Google Family Link können Sie einstellen, wie viel Medienzeit Ihr Kind zur Verfügung haben darf. Dies kann insgesamt für die Gerätenutzung oder für einzelne Apps limitiert werden. Auch viele Apps, Streaming-Dienste und Videospiel-Plattformen bieten integrierte Kindersicherungen. Das beliebte soziale Netzwerk TikTok bietet die Möglichkeit, die App zu individuell festgelegten Zeiten zu pausieren. Außerdem können Eltern Aktivitäten ihres Kindes, wie etwa das Blockieren eines Accounts, einsehen.
Aber technische Zeitbegrenzungen bieten keine 100%ige Sicherheit. Es kann daher durchaus möglich sein, dass Ihr Kind die Bildschirmzeit austrickst.
Tricks von Kindern und Jugendlichen zur Umgehung von Zeitlimits
Viele Jugendliche sind technikaffin und finden Wege, die Einschränkungen ihrer Eltern zu umgehen. Das sind häufige Tricks zur Umgehung von Zeitbegrenzungen:
Ändern der Uhrzeit oder Zeitzone
Wenn Ihr Kind die Uhrzeit oder die Zeitzone seines Geräts umstellt, kann es Sperrzeiten umgehen. Auch die Zeiteinstellung kann mit einem Passwort geschützt werden.Zurücksetzen auf Werkseinstellungen
Damit werden alle Apps und Einstellungen gelöscht, die Sie beispielsweise über Family Link festgelegt haben. Ihr Kind kann das Gerät dann wieder neu einrichten. Richten Sie nach Möglichkeit eine PIN für das Zurücksetzen ein.Nutzung von sicheren Ordnern
Auf Samsung-Geräten können sogenannte “sichere Ordner” verwendet werden. Sie funktionieren wie ein verstecktes Laufwerk. Jugendliche können diese nutzen, um Apps zu verstecken. Zudem gibt es spezielle App-Hider-Programme, die Apps vor Anwendungen wie Family Link verbergen.Nutzung von Gastkonten
Bei Android lässt sich theoretisch ein Gastkonto einrichten, bei welchem die Zeitbegrenzungen nicht greifen. Eltern sollten hier darauf achten, dass diese Möglichkeit eingeschränkt ist.Bildschirmaufnahme
Mittels laufender Bildschirmaufnahme können von Ihnen eingegebene PINs oder Passwörter einfach mitgefilmt werden. Überprüfen Sie daher, wenn Sie am Handy Ihres Kindes Einstellungen vornehmen, ob der Bildschirm gerade aufnimmt. Das ist oft erkennbar durch ein blinkendes Kamerasymbol oder einen rot oder grün leuchtenden Punkt.
Warum Kinder und Jugendliche Medienregeln umgehen
Wenn Kinder Medienregeln umgehen, machen sie dies meist nicht, um Sie zu ärgern. Apps, Games und Social Media üben eine hohe Anziehungskraft auf Jugendliche aus. Es kann ein großer Drang entstehen, mehr Medienzeit haben zu wollen. Gleichzeitig sind Jugendliche neugierig und technisch fit. Sie testen ihre Fähigkeiten und mögliche Tricks, auch beim Smartphone und den Medienzeiten.
Außerdem kann das Gefühl von Gruppendruck dahinterstecken, weil “Alle anderen dürfen mehr”. Auch unklare Regeln oder die fehlende Vorbildfunktion der Eltern können dazu führen, dass Jugendliche die Medienzeiten als flexibel wahrnehmen.
Es ist wichtig, nicht nur die Tricks zu kennen und zu verbieten, sondern auch das Warum Ihres Kindes zu verstehen und darüber ins Gespräch zu kommen.
Tipps für Eltern zur Einhaltung Medienzeiten
Was tun, wenn das Kind Bildschirmzeit austrickst? Neben den technischen Möglichkeiten, die Bildschirmzeit zu begrenzen, ist es wichtig, dass Sie die Verbindung zu Ihrem Kind halten. Das funktioniert am besten durch:
Offene Kommunikation
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind die Zeitsperren umgeht, ist es wichtig, nicht nur die Technik zu überprüfen, sondern auch das Gespräch zu suchen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind ehrlich über Ihre Beweggründe – etwa über die negativen Folgen übermäßiger Bildschirmzeit auf Schlaf, Konzentration und Wohlbefinden. Und lassen Sie Ihr Kind offen erzählen, was es beschäftigt.
Bei einem gelingenden Gespräch kann unser Gesprächsleitfaden unterstützen.
Klare Regeln
Klare, gemeinsam entwickelte Regeln können helfen. Was ist eine angemessene tägliche Bildschirmzeit? Welche Ausnahmen sind okay? Und was passiert, wenn Absprachen gebrochen werden? Reflektieren Sie mit Ihrem Kind auch, warum Regeln gebrochen wurden.
Um Verbindlichkeit zu schaffen, können Sie mit Ihrem Kind diese Medienvereinbarung gestalten.
Vertrauen
Neben Kommunikation und klaren Regeln spielt Vertrauen eine entscheidende Rolle. Wenn Ihr Kind merkt, dass Sie ihm grundsätzlich zutrauen, mit digitalen Medien verantwortungsvoll umzugehen, steigt auch seine Bereitschaft, sich an Absprachen zu halten. Finden Sie einen guten Mittelweg zwischen Freiraum geben und für Sicherheit sorgen.
Ihr Kind kann Eigenverantwortung übernehmen und beispielsweise ein Medientagebuch führen. So behält es selbst den Überblick über seine Medienzeit. Mit dem Selbsttest können Jugendliche ebenfalls selbstständig prüfen, ob die eigene Mediennutzung noch gesund ist. Sie erhalten damit eine unabhängige Einschätzung ihres Nutzungsverhaltens und können sich bei der kostenlosen Online-Beratung anmelden.
Hilfe bei Mediensucht
Wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Kind nutzt digitale Medien viel zu lang und hält sich wiederholt nicht an Vereinbarungen, können Sie sich professionelle Hilfe holen. Bei unserer E-Mail-Beratung können Sie sich jederzeit bei Problemen mit der Mediennutzung beraten lassen und über die Beratungsstellen-Datenbank eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe finden.
Medienzeit nicht nur technisch begrenzen, sondern gemeinsam gestalten
Kinder, die die Bildschirmzeit austricksen, brauchen nicht nur Regeln. Noch wichtiger sind Beziehung, Verständnis und klare Orientierung. Mit guter Kommunikation, technischem Know-how und gemeinsamen Medienzeiten gelingt der Weg zu einem gesunden Umgang mit digitalen Medien.