#nofilter – Wie beeinflusst Social Media unser Selbstbild?

Dass wir uns alle auf Social Media möglichst gut darstellen wollen, ist verständlich. Schließlich wollen nur die wenigsten ihre schlechten Tage und miesen Launen mit der Welt teilen. Aber bei dieser ständigen positiven Selbstdarstellung frage ich mich, wo die Ehrlichkeit bleibt – und was dieser ständige Kampf um Perfektion mit uns macht. Das betrifft uns alle, vom scheinbar makellosen Model bis zum Mädchen und Jungen von nebenan.

Social Media im Schönheitswahn: Der Körper als Trendthema

Unrealistische Schönheitsideale sind keine Erfindung des Internets, so viel ist klar. Unsere Gesellschaft ist fasziniert von der Vorstellung des perfekten Körpers – wie genau dieser aussieht, verändert sich mit der Zeit zwar immer ein wenig, aber eines bleibt gleich: Für ganz normale Leute ist das aktuelle Schönheitsideal meist kaum erreichbar.

Doch dank Social Media hat der allgemeine Schönheitswahn nochmal eine ganz andere Geschwindigkeit erreicht: Alle paar Monate gibt es neue Schönheitsideale, denen man hinterherrennen soll, so albern sie im Nachhinein auch erscheinen mögen… (denn sind wir mal ehrlich, aufgemalte Sommersprossen können auch gewaltig schief gehen.) Insbesondere auf Plattformen wie Instagram und TikTok, bei denen vor allem der optische Eindruck zählt, werden Schönheitsideale ganz selbstverständlich gepusht.

Alles nur Schall und Rauch?

Die Personen, zu denen wir aufschauen und die uns diese Ideale vorleben, sind nicht mehr nur Models, Schauspieler*innen und Sänger*innen. Der große Bruder der besten Freundin, ein Mädchen aus der Oberstufe, eine Cousine zweiten Grades – fast jede*r scheint das perfekte Leben und den perfekten Look zu haben. Und ich denk mir dann schnell: Wenn der oder die es schafft, immer perfekt auszusehen, dann mache ich vielleicht etwas falsch?

Aber mal ehrlich: Was braucht man, um das perfekte „hach, so bin ich gerade aufgewacht“ Selfie aufzunehmen? Ich würde schätzen… im Durchschnitt 27 Fotos. Und 3 Outfitwechsel. Und vielleicht, aber auch nur vielleicht, einen kleinen Hauch Makeup? Nur ein Tupfer hier und da, merkt schon keiner (zählt noch als #nomakeup). Filter erledigen dann den Rest.

Das bedeutet auch nicht, dass alle Leute auf Social Media ständig versuchen, sich gegenseitig zu täuschen. Es hat einfach jede*r seine Unsicherheiten, die sie oder er gern verbergen möchte – vom Promi bis zum Normalo. Versuch vielleicht mal daran zu denken, wenn du das nächste Mal ein scheinbar perfektes Bild bewunderst.

Body Positivity: Von Selbstdarstellung zu Selbstakzeptanz

Eine Gegenbewegung zum „Körperkult“ (klingt dramatisch, ist ja aber so) auf Social Media ist „Body Positivity“ – also die positive Einstellung zum eigenen Körper, die vor allem unrealistische und auch diskriminierende Vorstellungen von Schönheit abschaffen will. Eine ziemlich interessante Bewegung, die ebenfalls schon älter ist als das Internet, aber durch Social Media noch mehr Leute erreichen kann.

Was genau du aus solchen Bewegungen mitnehmen kannst, hängt natürlich von deiner eigenen Situation ab. Aber vielleicht kannst du ja etwas aus meinen persönlichen Tipps für mehr Body Positivity ziehen:

  1. Bevor du deinen eigenen Körper für etwas kritisieren willst, stell dir vor, du müsstest dieselben Worte zu jemandem sagen, den du gern hast. Sicherlich würdest du niemals so harte Worte an jemanden richten, den du liebst – warum also an dich selbst?

  2. Folge auf Social Media keinen Accounts, die dir ein schlechtes Gefühl geben – wenn du keine ständigen Diät-Tipps oder Fashion-Hauls in deinem Feed haben willst, musst du das auch nicht. Sorge lieber für mehr Vielfalt in deinem Feed und du wirst erkennen, dass es oft genau die nicht-perfekten Dinge sind, die uns einzigartig machen. So kannst du dir eine Social-Media-Umgebung schaffen, die sich für dich sicher und aufbauend anfühlt.

  3. Lass dich nie vom Gedanken an ein makelloses Foto davon abhalten, besondere Momente einzufangen – eine abstehende Haarsträhne oder ein Pickel wird später niemandem auffallen, auch dir nicht. Im Gegenteil wirst du dich vielleicht viel mehr ärgern, wichtige Erinnerungen überhaupt nicht festgehalten zu haben.

Den eigenen Körper so zu lieben, wie er ist – das ist nicht immer einfach. Ich bin aber der Meinung, dass wir nicht immer alles an uns lieben müssen. Liebe ist schon ein starkes Wort…vielleicht reicht es auch, sich zu akzeptieren und sich wertzuschätzen. Wichtig ist, dass du in den Spiegel schauen und sagen kannst: „Du bist gut so, wie du bist.“

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