TikTok sicher nutzen: Wie bleiben deine Daten geschützt?

Privatsphäreeinstellungen auf TikTok

Über Nacht zu einem von Millionen Menschen gefeierten Star werden – klingt nach einem schönen Traum, der die Meisten von uns in diesem Leben wohl nicht mehr ereilen wird? Pustekuchen!
Am Abend schnell ein lustiges Tanzvideo zu einem aktuellen Song aufgenommen, mit Hashtags versehen, einen coolen Effekt hinterlegt und mit nur einem Klick in die weite TikTok-Welt gesendet - ohne zu ahnen was folgen könnte.
Nicht selten wachen User der Plattform am nächsten Tag auf, werfen einen Blick in die App – und trauen ihren Augen kaum. Über 500.000 Ansichten eines einzigen 15-sekündigen Videos, gepaart mit tausenden von Likes und Kommentaren – TikTok macht es möglich.

3, 2, 1 – Dance!

Die weltweit beliebte Social-Media-Plattform TikTok macht das möglich. Sie hieß zuvor „Musica.ly“ und war ursprünglich dafür gedacht, Mini-Playback-Videos zu angesagten Songs mit der Welt zu teilen.
Heute findet man auf der Plattform weitaus mehr als das – egal ob schnelle Rezepte zum Nachkochen, Tanzvideos mit Schritt-für-Schritt-Anleitung oder kurze Comedy-Sketche – TikTok bietet jedem die Möglichkeit sich selbst kreativ zu entfalten.
Durch einen besonderen Algorithmus, ermöglicht die Plattform ihren User:innen es, dass geteilte Inhalte sehr viel Aufmerksamkeit in kurzer Zeitbekommen, also „viral“ gehen. Dies unterscheidet TikTok von anderen Plattformen wie Instagram, wo solch immense Reichweiten eher selten in so kurzer Zeit möglich sind, sofern man noch keine große Community hat.

Deine Daten bitte!

Auf den ersten Blick scheint TikTok und die Möglichkeit, die es jedem einzelnen bietet, super. Doch der Schein trügt, denn von vielen Menschen online gesehen zu werden, birgt zahlreiche, oftmals ungeahnte Gefahren.
Hass-Kommentare, Beleidigungen, übergriffige Nachrichten oder Datenschutzlücken sind nur ein Auszug der Probleme, mit der die Plattform zu kämpfen hat. Zu kontrollieren und zu wissen, wer gerade eigentlich ihre Videos sieht, war Tiktok-User:innen lange Zeit nicht möglich.

Wirft man einen Blick in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von TikTok, findet man dort den Hinweis, dass die Nutzung der Plattform erst ab einem Alter von 13 Jahren erlaubt ist, sofern die Eltern ihre Zustimmung hierzu geben. Prüfung oder Kontrolle dieser Altersschwelle? Fehlanzeige!

Nicht nur eine fehlende Zugangsbarriere heimst TikTok Kritik ein, sondern auch die umfassende Verarbeitung von Userdaten.
Beim erstmaligen Benutzen der Plattform muss die Einwilligung des Nutzers zur Verarbeitung personenbezogener Daten erfolgen.
In seitenlangen Auflistungen erfährt man genau, welche Daten wofür verwendet werden. Aber sind wir mal ehrlich: wer liest sich das schon alles durch?! Und noch weit entfernt der Volljährigkeit. 

Neben Kontaktdaten wie Nutzername und E-Mail-Adresse werden beispielsweise auch die IP-Adresse, Kommunikationspräferenzen oder der Browserverlauf erfasst und verarbeitet.
Und wer sich gerade fragt „Wofür das alles?“ – perfekt auf den User zugeschnittene Werbung und Inhalte ist des Rätsels Lösung! 
Die Zielgruppe die TikTok vor allem anspricht, junge Menschen zwischen 13 und 25 Jahren, sind besonders beeinflussbar und somit perfekte „Opfer“ für die Werbeindustrie.

Sicherheitsupdate nötig

Doch neben dem Problem des Datenschutzes hat Tiktok einen weiteren faden Beigeschmack: die Unkontrollierbarkeit, wer meine geteilten Inhalte gerade sehen, darauf reagieren und mit mir interagieren kann.
TikTok’s User:innen sind nicht selten unter 18 Jahre alt und somit im Sinne des deutschen Rechts besonders schutzwürdig. Doch wie will die Plattform dies realisieren?

Seit 2021 sind die Profile von 13- bis 15-Jährigen bereits per Voreinstellung auf „privat“, sofern der User oder die Userin das wahre Alter bei der Anmeldung angegeben hat.
Dies bewirkt, dass die Inhalte dieser privaten Profile nicht öffentlich geteilt werden und Videos nicht kommentiert werden können, es sei denn, Nutzende haben die Funktion für die eigene Freundesliste freigeschaltet.
Zudem sind die TikTok-Funktionen „Duett“ und „Stitch“, welche es ermöglichen mit dem Content anderer User zu interagieren, nur für Inhalte möglich, die von Usern ab 16 Jahren erstellt wurden. Zusätzlich sind „Duett“ und „Stitch“ durch TikTok so eingestellt, dass Personen im Alter von 16 bis 17 Jahren nur mit dem Content ihrer Freund:innen in Interaktion treten können.
Neben der eingeschränkten Möglichkeit der Interaktion und der eingegrenzten Sichtbarkeit geteilter Inhalte hat die Plattform zudem die Downloadfunktion angepasst. Bisher war es möglich Videos von User:innen allen Alters herunterzuladen, dies ist ab sofort nur für die Inhalte von Nutzer über 15 Jahren möglich.

#verantwortungsbewusst

TikTok hat damit auf die anhaltende Kritik am Daten- und Jugendschutz reagiert, jedoch sollte man diese Veränderung mit der nötigen Distanz betrachten.
Alle oben genannten Beschränkungen aufgrund des Alters sind nur dann wirksam, wenn der Nutzer sein wahres Alter bei der Anmeldung angibt.
Klar, Eigenverantwortung ist beim Benutzen der Plattform sicher auch wichtig, jedoch muss man sich fragen, ob Jugendliche die Gefahren, die TikTok mit sich bringt, auch vollumfänglich abschätzen können.
Die Reichweiten, die auf der Plattform generiert werden, sind teilweise immens. Ein einziges Video kann innerhalb kürzester Zeit zum Beispiel von mehr als einer Million Menschen gesehen werden. Nur zum Vergleich: auf der ganzen Insel Island lebten 2020 gerade einmal 370.000 Menschen.

Um eine sichere und altersgerechte Nutzung von TikTok zu gewährleisten, sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Ehrlich sein. Bei der Erstanmeldung in der App unbedingt das wahre Alter angeben, um die Voreinstellungen hinsichtlich Sichtbarkeit und Interaktion zu erhalten.
  • Was will ich? Genau überlegen, was ich wirklich möchte- bin ich damit einverstanden, dass Leute unkontrolliert meine Videos sehen oder ist es mir lieber, wenn dies nur für meine Freund:innen auf TikTok möglich ist?
  • Qualität vor Quantität! Das Internet vergisst nie, weshalb ein verantwortungsbewusster Umgang mit den geteilten Inhalten enorm wichtig ist.

 

TikTok ist eine tolle Möglichkeit seiner Kreativität freien Lauf zu lassen und somit auf sich aufmerksam zu machen. Dennoch ist es, wie jede Social-Media-Plattform, eine Anwendung, die mit der nötigen Vorsicht und Distanz betrachtet und genutzt werden sollte.

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